Originell ist sie, diese Serie der Beethoven-Sinfonien, heruntergekocht aufs Format eines Klavier-Trios. Deren dritte Lieferung stellt die 4. Sinfonie in den Mittelpunkt. Der Gedanke, Beethovens Meisterwerke ausgerechnet für das immer noch unter Caféhaus-Verdacht stehende Klavier-Trio zu bearbeiten, entbehrt nicht eines angenehmen Vorwitzes, ja einiger Dreistigkeit. Ausgeglichen wird er durch die Superprominenz der Besetzung. Leonidas Kavakos, Yo-Yo Ma und Emanuel Ax hatten schon früher mit Trios von Brahms ihre Visitenkarte als feste Formation abgegeben. Willkommen im Club!
Die Vierte von Beethoven (nach den vorangegangenen Nr. 2, 5 und 6) mag am geeignetsten erscheinen, will man einen vollen Beethoven-Orchestersatz für Trio ummünzen. Gegen Gefühlserwartungen des Erhabenen oder gar Pathetischen hat man bei dem Werk kaum zu kämpfen. Der Klassizismus der Vierten kommt den Musikern entgegen. Zwar lässt der tastend langsame Anfang des 1. Satzes eher an einen Proto-Impressionisten denken – und macht uns den Avantgardismus Beethovens erst so recht klar. Dass das Werk in Shai Wosners Arrangement den Charakter so stark verändert, macht denn auch den eigentlichen Reiz der Sache aus. Wosner scheint keineswegs verfälschend vorzugehen, sondern nur ungewohnte Aspekte hervorzukitzeln.
Adagio und Scherzo enthalten Stellen von entwaffnender Schönheit und Klangmalerei. Dass dies zu Lasten der kantigen Dialektik Beethovens gehen mag, liegt weniger an der Version als vielmehr an den Interpreten. Auch im beigefügten Erzherzog-Trio nämlich zeichnet sich insbesondere Emanuel Ax durch beinahe schubertsche Freundlichkeit und Weichheit im Ton aus. Auch Ma und Kavakos, bei uneingebüßter Tonschönheit, sind auf Ausgleich und Harmonie bedacht. Eine für Beethoven glühende Skat-Runde? Warum nicht.

Kai Luehrs-Kaiser, 16.03.2024

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