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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



„Ich denke nicht, dass Felix Mendelssohn mit seinen Sinfonien die Aufmerksamkeit bekommt, die er eigentlich verdient.“ Deshalb startete Paavo Järvi die Spielzeit 20/21, seine zweite als Chef des Zürcher Tonhalle-Orchesters mit einer zyklischen Aufführung ebendieser. Die erscheinen nun als zweite Komplettbox seiner Schweizer Zusammenarbeit – nach einer Tschaikowski-Kiste und während Bruckner schon angegangen wird. Trotzdem hat sich Järvi für diese meist fröhlich-lebensbejahende, auch in der Reformationssinfonie und im „Lobgesang“ strahlende Musik eine frühromantische Frische bewahrt wie sie schon seine Beethoven-, Schumann-, Brahms-, gegenwärtig auch seine Haydn-Einspielungen mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen auszeichnet.
Meist sind Järvis Tempi rasch, ohne zu verhetzten, gern kantig artikuliert und punktiert. Mendelssohn Bartholdys bisweilen etwas anämisches Temperament blüht dabei auf, bekommt rhythmisch zupackende Kontur. Was man vermissen mag, das ist poetische Süße, eine Atmosphäre des Zwielichts, wie sie der Bühnenmusik-Auszüge zum „Sommernachtstraum“ oder der Schottischen Sinfonie zugegebenermaßen entsprechen würde. Dafür leuchtet die „Italienische“ in südlich klarem Licht, und auch der gern unterschätzten 1. Sinfonie tut dieser beherzte Zugriff gut.
Mit dem schönen Sopran von Chen Reiss, Marie Henriette Reinhold, Patrick Grahl und der Zürcher Sing-Akademie ist der Gesangspart der 2. Sinfonie ansprechend besetzt, ebenso gefallen Katharina Konradi und Sophia Burgos als Shakespeare-Elfen. Das Tonhalle-Orchester kann sich auf seine Holzbläser, den dichten Streichersatz und das golden verblendete Blech verlassen. Kein Diskografie-Spitzenreiter, aber eine gern gehörte aktuelle Mendelssohn-Katalogergänzung.

Manuel Brug, 23.03.2024


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