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N° 1355
27.04. - 05.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Echoes Of The Inner Prophet

Melissa Aldana

Blue Note/Universal 5827747
(43 Min., k.A.)

Wer ist der innere Prophet, als dessen Echo Melissa Aldana ihre Musik versteht? Nun, ganz einfach: „Der innere Prophet ist mein eigenes Selbst“, und dieses verfügt über „das Wissen und die Intuition und die Wahrheit, was mein Weg sein sollte.“ Wayne Shorters Musik hat ihr bei der Herausbildung ebenso geholfen wie die von Sonny Rollins, gesteht sie weiter. Das heißt nicht, dass sie die beiden Ahnväter des modernen Jazz kopiert. Wohl aber, dass sie sich von ihnen inspirieren lässt und nicht nur in dem als Hommage angelegten Titelstück „Echoes Of The Inner Prophet“ mit ähnlicher Ernsthaftigkeit wie Shorter spielt. Zudem schwingt in ihrem einerseits melancholischen, andererseits knapp und brummelig hingeworfenen und andernorts vergnügten und festen Ton etwas von dem Gefühlskosmos Shorters mit, das sich auch in dem eher introvertierten als strahlenden, extrovertierten Ausdruck niederschlägt.
Wie nur wenige beherrscht Melissa Aldana die hohe Kunst, unter anderem in der Ballade „Ritual“ mit wenig Tönen eine Menge von Sehnsucht, Abwarten und Eingebunden-Sein zu erzählen. „A Purpose“ hingegen treibt sie mit Schlangenlinien und Klangtupfern voran, wobei der Gitarrist Lage Lund auf ihr an Unterbrechungen reiches Solo mit einem langanhaltenden Melodiefluss antwortet.
Die 35-jährige Chilenin mit Hauptwohnsitz in New York ist zwar in allen Titeln die Leaderin. Andererseits ist sie bestens mit ihren Bandmitgliedern verbunden. Dabei unterscheidet sich ihr Bandkonzept deutlich von der letzten Band, die mit ihrem Inspirator auftrat, indem sie ihre Partner stärker als Shorter aufs Begleiten festlegt. Dies beherrschen der Bassist Pablo Menares, der Schlagzeuger Kush Abadey sowie der Gitarrist Lage Lund und der Pianist Fabian Almazan so perfekt und wandlungsfähig, dass sie die Wirkung von Melissa Aldanas Tenorsaxofon eher verstärken als überdecken. Dass Melissa Aldana bei all dem die Vorstellung leitet, sie könne sich mit ihrem „inneren Propheten verbinden, der Dinge über mich aufdeckt, einschließlich der Dinge, die ich nicht mag“ deutet an, dass sie weiter an ihrem Konzept arbeiten wird. Darauf können sich die Freunde des anspruchsvollen Jazz freuen.

Werner Stiefele, 06.04.2024


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