Über einen Mangel an Selbstironie muss man sich bei Christian McBride und Edgar Meyer nicht beklagen. Mit der Scherzfrage „Oje, wer soll da bloß die Melodie spielen?“ haben die beiden Kontrabassisten ihr gemeinsames Album in Anspielung auf die Vorurteile gegenüber ihren Arbeitsgeräten betitelt.
Die Antwort erübrigt sich angesichts zweier Weltklasse-Könner: McBride und Meyer wechseln zwischen virtuoser Themenvorstellung und geschmeidiger Begleitung des jeweils anderen munter hin und her – wobei der eine, Meyer, sich als der spektakulärere Bogenspieler erweist und der andere, McBride, die markantere Zupftechnik aufweist.
Mit insgesamt 15 Stücken zeigen die beiden, was auf zwei zu Unrecht als schwerfällige Monster verschrienen Bässen so alles möglich ist. Mal schlägt das Pendel dabei kräftig in Richtung Bluegrass und Country aus, wo der 1960 in Tulsa, Oklahoma geborene Meyer neben der Interpretation von Bachs Cellosuiten auf dem Bass eine seiner musikalischen Heimatstätten hat, mal bewegt man sich sattelfest in den Gefilden von Blues, Soul und Bebop-Akrobatik. Letztere Genres sind das Berufsumfeld des 1972 in Philadelphia zur Welt gekommenen McBride, der zu den meistgefragten Jazz-Tieftönern seiner Generation zählt.
Um keine Langeweile aufkommen zu lassen, setzen sich die beiden Bassisten auch mal ans Klavier, um den Kollegen bei der feingliedrigen Ausgestaltung von Standards wie „Bewitched, Bothered and Bewildered“ oder lichten modernen Balladen wie „Lullaby For A Ladybug“ (ursprünglich von Dianne Reeves auf McBrides Album „SciFi“ gesungen) zu unterstützen. Diese Änderung des Klangbildes geschieht wohl nicht ohne Grund. So leidenschaftlich und mitreißend das fantastische Double-Bass-Doppel auch agieren mag – man versteht auf Dauer schon, weshalb Kontrabass-Duos keine Alltäglichkeit sind.

Josef Engels, 13.04.2024

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