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N° 1356
04. - 12.05.2024

nächste Aktualisierung
am 11.05.2024



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Hugo Wolf, Robert Schumann, György Kurtág, Clara Schumann, Eduard Toldrà, Jacques Brel u.a.

Solitude (Lieder)

Katharina Konradi, Cosmos Quartet

Berlin Classics/Edel 0303270BC
(63 Min., 12/23)

Unter dem titelgebenden Motto „Solitude“ – „Einsamkeit“ – präsentiert die Sopranistin Katharina Konradi gemeinsam mit dem Cosmos Quartet ein vielfältiges Soloprogramm, dessen auffällige musikalische Buntheit die Beteiligung von Arrangeuren mit sich brachte. Auf deren Können soll zunächst ein Loblied gesungen werden: Der kürzlich verstorbene Aribert Reimann bearbeitete die Klaviersätze von Robert Schumanns spätem Liederzyklus op. 107 sowie einzelner Lieder von Clara Schumann und Franz Schubert für Streichquartett und ging dabei mit höchster Kompetenz und Sensibilität vor – nahtlos verbindet sich die originale Substanz mit der neuen Klanggestalt. Andreas Tarkmann bearbeitete (nicht eigens für dieses Album) u. a. die alte englische Volksweise „Greensleeves“, dabei von Strophe zu Strophe den Begleitsatz und auch die Gesangsstimme effektvoll variierend. Robert Jacobs Arrangement von Jacques Brels Chanson „Ne me quitte pas” ist so gelungen, wie es nur sein kann (die singende Säge aus dem Original allerdings fehlt dann doch).
Alles in allem bilden diese Bearbeitungsleistungen den differenziert klangvollen Hintergrund, auf dem sich Katharina Konradis Gesangskunst in jeglicher Hinsicht entfalten kann. Am besten gelingt dies freilich im klassischen Repertoire: Die Lieder der Schumanns etwa erwachen durch den sensiblen Einsatz der genretypischen stimmlichen und textinterpretatorischen Mittel überzeugend zum Leben, wenngleich das stets – auch auf Nebensilben – präsente Vibrato zumindest Geschmacksache ist. Großartig reüssiert Konradi im Übrigen auch ganz ohne Begleitung: György Kurtágs einstimmige Monodien zu Texten des früh verstorbenen Attila József entfalten eine ganz eigene Intensität. Spätestens an dieser Stelle vermisst man übrigens die gesungenen Texte inklusive Übersetzung, die man sich offenbar zugunsten eines schlanken Booklets unverständlicherweise zu veröffentlichen erspart hat.
Nicht mehr ganz überzeugt ist der Rezensent, wenn Katharina Konradi das Genre wechselt: Jacques Brels unverwechselbarer Chansonnier-Tonfall zwischen Enthusiasmus, Melancholie und Verzweiflung ist weder zu imitieren noch zu ersetzen, auch nicht durch leicht ersticktes Skandieren in tiefer Lage. Und auch „Greensleeves“ wäre durch eine schlichtere, also weniger klassische Umsetzung durchaus gedient. An dieser Stelle zeigen sich die Grenzen des Crossover, auch wenn der thematische Bogen („Solitude“) durchaus schlüssig ist.

Michael Wersin, 27.04.2024


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