Die New Yorker Metropolitan Oper versucht seit geraumer Zeit, ihrem eklatanten Besucher- und damit auch existentiellen Einnahmenschwund durch eine radikal geänderte Repertoirepolitik zu begegnen. Dazu gehören vor allem zeitgenössische Ur- und Erstaufführungen, die sich mit ihren Themen den verschiedenen Ethnien zuwenden, seien sie schwarz, latino oder asiatisch. Und natürlich gibt es auch noch das gute, alte Divenstück.
Als genau solch eines wurde „The Hours“ konzipiert, eine gut konsumierbare Oper nach dem oscarprämierten Film samt Romanvorgänger von Michael Cunningham. Auf eine Anregung von Renée Fleming wurde damit nicht nur 2022, nach fünf Jahren Abstinenz, die Rückkehr der Altprimadonna gefeiert, die nur noch in speziell für sie gedachten Rollen singen wollte, man konnte gleich zwei weitere Publikumslieblinge zum Preis von einem erleben: die Mezzodiva Joyce DiDonato und die sowohl am Broadway wie im Lincoln Centre Triumphe feiernde Sopranistin Kelli O’Hara.
Sie alle spielen, um den Roman „Mrs. Dalloway“ – ursprünglich „The Hours“ – kreiselnd, unterschiedliche Frauen zu unterschiedlichen Zeiten – Virginia Woolf 1923, eine Hausfrau in Los Angeles 1949 sowie eine lesbische Lektorin, die 1990 eine Party für einen schwer an Aids erkrankten Schriftsteller-Freund vorbereitet –, sie begegnen sich auf der Bühne nie, sind aber alle gleichzeitig präsent, um am Ende, ähnlich wie im „Rosenkavalier“, ein hymnisch-elegisches Trio auf die Zeit und sich selbst als Teil der Geschichte anzustimmen.
Das ist so clever gebaut, wie vorhersehbar, zumal der Komponist Kevin Puts einen eingängigen, sanft vor sich hin dudelnden Minimalismus pflegt. Keiner wird hier sonderlich gefordert, aber das charismatische Ensemble neben dem feinen Frauentrio leistet unter der routiniert-gekonnten Leitung von MET-Musikchef Yannick Nézet-Séguin einen guten Opernjob.

Manuel Brug, 27.04.2024

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