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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Blunt Object - Live In Tokyo

The Bad Plus

Columbia/Sony BMG 82876 81124-2
(50 Min.)

Die ersten Töne wirken wie ein ferner Nachklang von Ludwig van Beethovens "Mondscheinsonate". Doch kaum hat der Pianist Ethan Iverson das wellenartige Thema etabliert, löst er es auf: "We Are the Champinos" verkündet der Flügel nun, inzwischen unauffällig von Reid Andersons dunklen Kontrabassklängen und David Kings dezenten Schlägen begleitet. Deutlicher kann The Bad Plus kaum herausstellen, dass sich die drei als etwas Besonderes fühlen - und es in Teilen auch sind. Denn die drei Amerikaner setzen sich mit harten, bei Rock und Pop entlehnten Beats deutlich von der Tradition der swingenden Pianotrios ab. Sie verlassen das gängige Jazzrepertoire der Broadway-Standards und wenn sie gegen Ende der live in Tokyo mitgeschnittenen Disc "My Funny Valentine" hoch holen, bleibt nur der Sprechgesang eines waidwunden Sangesbruders über Percussion und Kontrabass übrig. Abgesehen von diesem plakativen, bösartigen Abgesang untermauern die drei erneut ihren Ruf als Virtuosen des Pseudo-Garagen-Jazz. Blondies "Heart of Glass" lösen sie in einen prickelnden Zwitter aus Pathos und Clownerie auf und "Flim" von den Aphex Twins wird zur an der Oberfläche wohlig federnden Romantikträumerei mit sperrigem Untergrund. Hinzu kommen Bad-Plus-Klassiker wie "Silence is the Question" oder "And Here We Text out Our Powers of Observation" und "Do Your Sums - Die Like a Dog - Play for Home" - der Konzertmitschnitt ist ein Best-of der zuvor erschienenen drei Studioalben, ergänzt um das neue "Guilty" und gleichzeitig ein packendes Livedokument. Völlig unbefangen bedienen sich die drei bei Jazz, Rock, Pop, HipHop und Techno und verzaubern mit einem Klangbild, das vordergründig rau wirkt, in Wirklichkeit aber eine hoch differenzierte Balance aus dem natürlichen Klang ihrer Instrumente und technischer Umfärbung ist. So fasziniert der Kontrabass durch das differenzierte Abbild des Ein- und Ausschwingens der Saiten, hat aber andererseits eine Präsenz, die nur durch exzellentes technisches Equipment zu erreichen ist. The Bad Plus ist verdammt gut.

Werner Stiefele, 01.09.2007


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