Capriccio/Delta 4 006408 108443
(63 Min., 12/1995) 1 CD
Das ist von Verdi? Jeden, der das einzige Streichquartett Verdis nicht kennt, kann man verblüffen, spielt man ihm eine Aufnahme des e-Moll-Quartetts vor. Verdi ist es 1873 nach intensivem Studium der Wiener Klassiker quasi aus dem Stand gelungen, ein der Besetzung völlig gemäßes, strenges Werk zu schaffen, dem er bewusst alle Belcanto-Eingängigkeit vorenthält.
Wenn wir auf dieser CD das Stück in einer Streichorchester-Besetzung hören, frage ich mich, was es bringt? Ist das Überraschende im e-Moll-Quartett nicht gerade, dass es so gar nicht opernhaft oder pseudo-orchestral wirkt? Nun werden die Konturen wieder wattiger, der Klang abgedunkelter, setzt das schlanke, kontrapunktisch kunstvolle Gebilde Fett an, in den Bässen allzuviel, wird eben jene selbstgewählte Kargheit aufgegeben zugunsten von etwas, das Verdi mit seinem Quartett-Solitär einmal verlassen wollte, nämlich orchestrale Klangvorstellung. Was nützt es da, dass das neue Berliner Kammerorchester unter Michael Erxleben selbst den für ein Quartett tückischen Schluss der Fuge makellos zusammenhält?
Dem frühen Donizetti-Quartett bekommt die chorische Besetzung wesentlich besser, die opernhaften Vorgriffe, die man bei Verdi vermisst, hier sind sie. Die Rossini-Anklänge des Presto-Finales lässt Erxleben genüsslich ausspielen. Im Gegensatz zu Verdi beleidigt man Donizetti aber kaum, wenn man hier von Gelegenheitswerken spricht.
Matthias Kornemann, 01.09.2007
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