Barney Kessel auf den Spuren von John Coltrane, dessen Spiel er noch Anfang der sechziger Jahre in Blindfold Tests durchaus skeptisch beurteilt hatte. Doch 1969 holte sich der vormalige Verfechter eines melodisch swingenden Hauptstromjazz den Ex-Coltrane Schlagzeuger Elvin Jones und den Vibrafonisten Bobby Hutcherson ins Studio und begab sich in moderne Gewässer.
Gedacht war das Unternehmen als ein doppelter Befreiungsschlag: stilistisch wie existenziell. Kessel, der den größeren Teil der fünfziger und sechziger Jahre als Studiomusiker in Hollywood seinen Lebensunterhalt verdient hatte, wollte eine zweite Karriere als Jazzmusiker beginnen. Das funktionierte auch, wie wir im Nachhinein wissen, aber kaum wegen, sondern wohl eher trotz dieser Platte. Sie gehört zu den wenigen Dokumenten aus dem Schaffen des Gitarristen, über die man besser den Mantel des Schweigens breiten sollte. Vielleicht wollte er zuviel, vielleicht kam er auch mit Elvin Jones' Rhythmusauffassung nicht zurecht. Barney Kessel konnte swingen wie nur wenige andere und er spielte in den siebziger Jahren im Vergleich zu seinen Generationsgenossen von den Great Guitars zuweilen recht modern. Auf "Feeling Free" gelingt ihm weder das eine noch das andere überzeugend.
Jürgen Schwab, 01.09.2007
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