home

N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Responsive image mb-5
Ludwig van Beethoven

Klaviersonaten Nr. 14, 21, 26, 31

Nelson Freire

Decca/Universal 475 8155
(69 Min., 4/2006) 1 CD

Unter den großen Pianisten der Gegenwart ist Nelson Freire vermutlich derjenige, den man am wenigsten mit den Klavierwerken Beethovens in Verbindung bringt. Das Idol des Brasilianers ist jedoch nach eigenem Eingeständnis seine Landsmännin Guiomar Novaes, und deren lyrisch luzide Beethovensicht hat offenbar auch das Sonatenrecital geprägt, mit dem der 63-Jährige jetzt sein Beethoven-CD-Debüt gibt. Daran, dass Freire immer noch ein begnadeter Pianist ist, lässt die Aufnahme keinen Zweifel: Sechzehntelkaskaden rinnen ihm auch bei rasenden Tempi makellos durch die Finger, Melodien werden mit allem erdenklichen Anschlagsraffinement abgetönt, ohne dass je der Eindruck willkürlicher Effekthascherei entstünde. Ein Beethoven aus der Perspektive von Chopins Nocturnes, der letztlich allerdings doch etwas zu sehr in edler Noblesse verharrt. Das liegt teilweise daran, dass Freires Ton oft zu kunstvoll ist: Statt mit einem kantigen Forte Struktur zu betonen, tuscht er einen Akkord oft als Farbwert wie mit dem Pinsel hin. Gerade den langsamen Sätzen fehlt zudem jene ergreifende Innigkeit der Empfindung, die seit jeher die großen Beethoveninterpreten ausgezeichnet hat. Im Andante Sostenuto der Mondscheinsonate bleibt der Spannungsbogen flach, und der "Klagende Gesang" in op. 110 ist nur eine liebenswürdige Melodie, weil Freire die begleitenden Sechzehntelakkorde sanft wie eine Gitarrenbegleitung anschlägt, statt sie (wie Artur Schnabel) durch stärkere Konturierung und ein leichtes Stocken aufzuladen. Ein Beethoven für Zartbesaitete.

Jörg Königsdorf, 01.09.2007


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Das Klavierquartett c-Moll des 19-jährigen Strauss war ein Geniestreich, der sofort als solcher erkannt wurde. Komponiert 1883/84, zwischen der ersten Sinfonie und der „Burleske“ für Klavier und Orchester, gilt es als Höhepunkt der Auseinandersetzung mit Brahms und den Formen der klassisch-romantischen Instrumentalmusik.

Aus einer viel späteren Schaffensphase, nämlich den letzten Kriegsmonaten 1945, stammen die „Metamorphosen für 23 Solostreicher“. Zu jener Zeit arbeitete […] mehr


Abo

Top