Jedes skandinavische Land besitzt wenigstens einen Komponisten, der über die Grenzen seiner Heimat hinaus Berühmtheit erlangte: Grieg in Norwegen, Nielsen in Dänemark, Sibelius in Finnland, Pettersson in Schweden - aber Island? Das war doch bislang eher ein weißer Fleck auf dem musikalischen Globus. In der letzten Zeit jedoch wird verschiedentlich die Musik von Jón Leifs (1899-1968) als Geheimtip gehandelt.
Die CD präsentiert einen Querschnitt durch das orchestrale Schaffen Leifs’, von der “Trilogia piccola” op. 1 (1924) bis zur “Consolation” für Streicher aus Leifs’ Todesjahr. Ein besonders abwechslungsreiches Bild bietet die Musik dieses Komponisten trotz der Zeitspanne von über vierzig Jahren indes nicht. Der vorherrschende Grundeindruck ist der einer alles überschattenden Schwerfälligkeit. Ob die Stücke nun, wie in Leifs’ früher Schaffensphase, teils folkloristisch, teils kontrapunktisch geprägt sind oder ob sie, wie in späteren Jahren, letztlich nur aus langatmig fortschreitenden Akkordfolgen bestehen - stets lässt sich ein bedauernswerter Mangel an prägnanter Rhythmik und individueller Melodik konstatieren.
Nicht zuletzt trägt die Klangtechnik zum Negativeindruck bei. Die Aufnahmen entstanden in einer Kirche in Reykjavík, die wohl zu den halligsten Gebäuden ganz Europas zählt; sämtliche Konturen der Musik - soweit vorhanden - verschwimmen in einem zähen Brei. So lässt sich leider weder die Qualität des Orchesters hinreichend beurteilen noch, ob der Musik Leifs’ nicht doch mehr Qualitäten innewohnen, als der diffuse Eindruck dieser Einspielung verrät.

Thomas Schulz, 01.09.2007

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