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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Alexander von Zemlinsky

Cellosonate, Klarinettentrio u.a.

Othmar Müller, Ernst Ottensamer, Christopher Hinterhuber

Naxos 8570540
(64 Min., 4/2007) 1 CD

Alexander Zemlinsky hatte zwar schon früh prominente Fürsprecher wie Johannes Brahms und Gustav Mahler. Und sein späterer Schüler Arnold Schönberg stellte einmal fest, dass er von Zemlinsky nahezu alles das gelernt hat, was man als Komponist von Rang benötigt. Doch bei aller Wertschätzung musste Zemlinsky 1930 in einem Brief an Alma Mahler feststellen, dass ihm der nötige Einsatz der Ellenbogen fehle, um sich nach ganz vorne zu boxen. Was Zemlinsky da im bereits hohen Alter von fast 60 Jahren beklagte, hat seinem Ruf auch postum geschadet. Wenngleich in den letzten beiden Jahrzehnten immerhin eine kleine Zemlinsky-Renaissance vermeldet werden konnte (dank vor allem des eifrigen Einsatzes vom Dirigenten James Conlon), ist der gebürtige Wiener einer der bedeutendsten Unbekannten der jüngeren Musikgeschichte geblieben. Und leider – so darf man wohl vermuten – wird sich auch das nach der Einspielung von Kammermusikwerken aus den Jahren 1891 bis 1896 nicht maßgeblich ändern. Trotz ihres jetzt hochkompetent ausgebreiteten Innenlebens.
In den vom hochromantischen Brahmsgeist beeinflussten Werken finden die drei Musiker genau die Balance aus Lyrisch-Vereinsamten und Emphatisch-Energischen. In der Cello-Sonate A-Dur von 1894 wie in den drei Stücken für Cello und Klavier des 20-jährigen Zemlinsky sind das Melos und die Emotionalität beim Cellisten Othmar Müller in den tonsicheren Händen – wobei er die zahlreichen Farbstaffelungen im Rhapsodischen darstellen und organisch gestalten kann. Das Klarinettentrio op. 3 wird dann einnehmend berückend und dramatisch bedrückend musiziert, die ist Bläserstimme von Ernst Ottensamer beeindruckend reich im Elegischen. Mögen die drei Kompositionen noch weit entfernt sein vom späteren, wohldosiert inszenierten Klang- und Konfliktpotenzial bei Zemlinsky, ist diese Aufnahme somit keine vergebliche Liebesmüh‘. Und vielleicht ist sie ja bei allen Zweifeln doch der Startschuss für einen weiteren Rehabilitationsversuch.

Guido Fischer, 19.07.2008


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