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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



"A cast of today's leading Wagner singers" wird auf der Box großmundig versprochen. Doch wenn dieser "Ring"-Mitschnitt vom November 2011 aus der Wiener Staatsoper tatsächlich dem gegenwärtigen Beststand entspräche, wäre es schlimm um den Wagner-Gesang bestellt. So arg wie in Wien ist es aber (noch) nicht überall. Warum man allerdings meinte, ausgerechnet diese Produktion auf CD bannen zu müssen, bleibt das Geheimnis der Labelchefs. Christian Thielemann am Pult war da sicher eines der Hauptargumente, und ihm sowie dem Orchester der Wiener Staatsoper gebührt auch das größte Lob. Auf gesanglicher Seite aber gibt es mehr Schatten als Licht.
Nur wegen seiner mehrjährigen Bayreuth-Erfahrung als Wotan (ebenfalls unter Thielemann), hätte man Albert Dohmen nicht auch noch in Wien engagieren müssen. Zugegeben, er ist ein erfahrener Interpret der Rolle, verleiht dem Göttervater die nötige Autorität. Doch seine gestalterischen Qualitäten entsprechen nicht den gesanglichen. Die Höhe muss er sich mühevoll ertrotzen (und dennoch gelegentlich passen), gleichzeitig fehlen ihm die untersten Töne der Partie, in dramatischen Passagen klingt er zudem matt und angestrengt.
Auch bei den Damen sieht es eher düster aus. Nach Katarina Dalaymans "Hojotoho"-Rufen zu Beginn des zweiten "Walküre"-Aktes fürchtet man, sie schon auswechseln zu müssen. Linda Watson, die Brünnhilde an den beiden anderen Abenden und einer der Pluspunkte des Mitschnitts, ist da viel verlässlicher und überzeugender, auch wenn ihr Vibrato mittlerweile etwas üppiger ausfällt. Der Sieglinde von Waltraud Meier hört man das stimmliche Alter leider an, dabei gäbe es doch gerade für diese Partie ausreichend Alternativen. Hätte Frau Meier stattdessen die Fricka übernommen, würde das Habenkonto dieser Produktion besser ausfallen. So aber muss man Janina Bächle als wild waberndes Waschweib über sich ergehen lassen. Die beiden Tenor-Helden schließlich schlagen sich wacker, Christopher Ventris überzeugt als Siegmund fast ohne Einschränkung, Stephen Goulds Siegfried ist zwar recht eindimensional und heftig gestemmt, aber stets sicher. Trotzdem reicht das nicht für eine positive Bilanz dieser Aufnahmen. Gerade im Wagner-Jahr bekommt man für weniger Geld deutlich bessere "Ring"-Versionen.

Michael Blümke, 22.06.2013


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