Glossa/Note 1 GCD920415
(72 Min., 6/2015)
Beim Hören dieser CD haben wir Teil an einem bedeutenden Schritt in der Entwicklung der barocken Gambenmusik: Mit Marin Marais (1656-1728) und seiner berühmten Veröffentlichung „Pièces à une et à deux violes et basse continue“ vollzieht sich der Übergang von der Gambe als Soloinstrument zum continuobegleiteten Gambenspiel. Im vorliegenden Programm hören wir beides: Gleich am Beginn steht die prachtvolle zehnsätzige Suite in G-Dur für zwei Gamben und Continuo, deren Darbietung durch Paolo Pandolfo und Amélie Chemin sowie Thomas Boysen (Theorbe) und Markus Hünninger (Cembalo) u.a. deshalb so faszinierend ausfällt, weil die Interpreten für Differenziertheit auf allen Eben zu sorgen verstehen: Das Continuo wird abgestuft fein eingesetzt – das gelegentliche völlige Aussetzen des Cembalos verursacht etwa Momente berückender Intimität und Ruhe. Das Gambenspiel selbst zeichnet sich durch nuancierte Artikulation und dynamische Flexibilität aus; die affektgesättigte Musik „spricht“ vom ersten bis zum letzten Ton mit höchstmöglicher wortloser Eloquenz zum Hörer. Begeisternder Höhepunkt des solistischen Spiels ist gegen Ende des Programms das „Rondeau en sol mineur“, von Marais selbst als schwierig bezeichnet: Hier zeigt Pandolfo in weniger als zwei Minuten seine ganze Kunst im gestrichenen wie gezupften Spiel. Die reiche Erfahrung der Interpreten macht diese Lesart der „Pièces à une et à deux violes …“ zur vielleicht überzeugendsten, die derzeit auf dem Markt ist.
Michael Wersin, 23.01.2016
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