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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

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am 04.05.2024



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Samba de Chico

Hamilton de Holanda

MPS/Edel 0211077MS1
(54 Min., 12/2015)

Hamilton de Holanda kann sich derzeit nicht über fehlende Aufmerksamkeit beklagen. Der deutsche Klarinettist Rolf Kühn bezeichnet den brasilianischen Mandolinenspieler als „einen der interessantesten und besten Instrumentalisten“, mit dem er je zusammengearbeitet habe; für die Saxofonlegende Wayne Shorter ist de Holanda gar Wunschpartner für eine künftige Kollaboration.
Trotz seines ECM-Debüts an der Seite des italienischen Pianisten Stefano Bollani und einer umfangreichen Werkschau, die im vergangenen Jahr das Licht des deutschen Schallplattenmarktes erblickte, ist der 40-jährige Brasilianer dennoch immer noch ein Geheimtipp.
Ob „Samba de Chico“, die 29. Einspielung des Mandolinen-Virtuosen, etwas daran ändert, ist ein wenig fraglich. Denn auf dem Album nähert sich de Holanda den Songs eines Mannes, dessen Ruhm in Deutschland ein eher zweifelhafter ist.
Von Chico Buarque kennt man hierzulande nämlich nur Frances Galls Schlagerversion seines Welthits „A banda“, der auf Deutsch mit dem fragwürdigen Text „Zwei Apfelsinen im Haar und an den Hüften Bananen“ versehen wurde. Hamilton de Holanda hat das Lied nun als Hidden Track auf seiner Buarque-Hommage versteckt; er spielt meisterhaft gleichzeitig Melodie und Begleitung – und leistet sich am Ende eine Reihe von augenzwinkernden parodistischen Dissonanzen.
Hamilton de Holanda darf das – schließlich gab ihm der in Brasilien als literarisches und chansonschreibendes Nationalheiligtum geltende Buarque nicht nur den Segen für die Neubearbeitungen der Lieder, sondern singt bei zwei Stücken auch selbst mit. Daneben fungieren de Holandas ECM-Partner Bollani am Klavier und die spanische Sängerin Silvia Pérez Cruz als Sahnehäubchen auf einer CD, die de Holandas zehnsaitige Mandoline hauptsächlich in den Minimal-Kontext eines Trios stellt (Thiago de Serrinha an den Percussion sowie Guto Wirtti und André Vasconcellos alternierend am Bass).
Die musikantische Freude und das chamäleonartige Wechseln zwischen Django-Reinhardt-Anleihen, Sambajazz und Folklore, die der Saitenakrobat dabei an den Tag legt, lassen vergessen, dass man mangels Kenntnis der Originalstücke bei „Samba de Chico“ als Nicht-Brasilianer gewissermaßen nur das halbe Vergnügen hat.

Josef Engels, 20.08.2016


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