home

N° 1356
04. - 10.05.2024

nächste Aktualisierung
am 11.05.2024



Startseite · Oper & Konzert · Hausbesuch

(c) Günther Egger

Haus der Musik Innsbruck

Die Musik-WG

Mit diesem Projekt hat Innsbruck nicht nur einen neuen Konzertsaal, sondern einen Ort der Begegnung geschaffen.

Hemmschwellen abbauen, um auch neues Publikum zu gewinnen. So lautet oft das Motto, wenn neue Kulturzentren ihre Tore öffnen. Doch anders als in manchen anderen Städten, lebt man dieses Prinzip in Innsbruck tatsächlich. Beim frisch eröffneten „Haus der Musik“ ist der Name Programm, und man schert sich wenig um die eingefahrenen Grenzen zwischen sogenannter E- und U-Musik. Eine Heimat für alle Spielarten sollte es werden. Und so haben hier nicht nur die Festwochen der Alten Musik ihre neuen geräumigen Büros bezogen. Auch die Jazzabteilung des Landeskonservatoriums ist nun im Haus der Musik zuhause und residiert friedlich neben dem Blasmusikverband Tirol.
Neun feste Mieter sind es insgesamt, die hier in der Innsbrucker „Musik-WG“ zusammengefunden haben und das Gebäude jeweils auf ihre Art zum Klingen bringen. Allen voran das Tiroler Symphonieorchester, das neben angemessenen Probenräumen nun auch endlich einen akustisch ausgeklügelten Saal bekommen hat, der mit einem spektakulären Extra aufwarten kann. Verfügt der Raum doch über eine hohe Glasfront hinter dem Podium, die mit Blick auf die Hofburg nicht nur den Zuhörern im Saal ein optisches Highlight beschert, sondern auch den draußen vorbeischlendernden Passanten stets einen Einblick erlaubt, was sich im neuen Prestigebau gerade abspielt. Ein Prinzip, welches sich durch das gesamte lichtdurchflutete Gebäude zieht, das durch ein ganztägiges gastronomisches Angebot auch abseits der Konzerte zum Verweilen einlädt.
Im Unterschied zu manch anderem kulturellen Bauprojekt der letzten Jahre entstand das „Haus der Musik“ vergleichsweise in Rekordzeit. Auf die Frage, was Innsbruck richtig gemacht hat, muss Direktor Wolfgang Laubichler nicht lange überlegen. „Die Vorgeschichte war auch in Innsbruck eine lange Angelegenheit. Aber als die Entscheidung dann gefallen war und alle Partner an einem Strang gezogen haben, ging es tatsächlich schnell. Einfach weil alle hinter dem Projekt standen. Einschließlich der Politik.“ Dass es mit Erich Strolz auch ein Tiroler Architekt war, der letzten Endes den Zuschlag bekam, war ein glücklicher Zufall, denn natürlich lief der EU-weit ausgeschriebene Wettbewerb zunächst anonym. „Sein Vorteil lag wahrscheinlich in der genauen Ortskenntnis, um das neue Gebäude in dieses historische Ambiente einzubinden.“ Die Stadt, ihre Menschen und ihre Traditionen zu verstehen, das ist für Laubichler der Schlüssel für eine erfolgreiche Balance zwischen alten Werten und neuen Ideen, die er gemeinsam mit seinen Partnern verwirklichen will.
In guter Nachbarschaft lebt man natürlich auch mit dem Tiroler Landestheater, das im Untergeschoß seine neue Kammerspielstätte fleißig nutzt. Und dies keineswegs nur mit Schauspiel, sondern – ganz dem Namen des Gebäudes verpflichtet – auch mit Musiktheater im Kammerformat, das mit einer rasch ausverkauften Serie von Philip Glass‘ „Untergang des Hauses Usher“ gleich einen fulminanten Start hingelegt hat. Ohne Zweifel, das Publikum hat „sein“ Haus der Musik gut angenommen, was Laubichler optimistisch in die Zukunft blicken lässt. Und an Ideen mangelt es keinesfalls. Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft.

www.haus-der-musik-innsbruck.at

Tobias Hell, 23.02.2019, RONDO Ausgabe 1 / 2019



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Kronjuwelen

Kronjuwelen

Schätze für den Plattenschrank

Über seinen Namen ist man im Grunde immer nur dann gestolpert, wenn wieder eine neu Bio über […]
zum Artikel

Pasticcio

Knitterfrei & atmungsaktiv

Kürzlich ging ein Reporter Christian Thielemann zwar nicht an die Wäsche. Dafür hatte er in […]
zum Artikel

Pasticcio

Schöpferische Menschlichkeit – Dirigent Claudio Abbado ist tot

1989 begann in Berlin eine neue Ära. Über vier Jahrzehnte hatte Herbert von Karajan über die […]
zum Artikel


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Die „Études-Tableaux“ op. 39 von Rachmaninow sind bekannt für ihre düstere Atmosphäre und gelten als eine der modernsten Kompositionen des Komponisten. Entstanden sind sie im Jahr 1917 kurz vor seiner Flucht in die USA, aufgrund ihrer virtuosen Schwierigkeiten stellen sie eine Herausforderung für jeden Pianisten dar. Nikolai Obuchows „Six Tableaux psychologiques“ von 1915 wiederum zeigen Einflüsse von Alexander Skrjabin und präsentieren sich als komplexe und vielschichtige […] mehr


Abo

Top