home

N° 1356
04. - 10.05.2024

nächste Aktualisierung
am 11.05.2024



Startseite · Interview · Gefragt

(c) Eric Klitgaard

Michala Petri

Auf langem Atem

Die Anthologie zeitgenössischer Konzerte für ihr Instrument rundet die Blockflötistin mit „American Recorder Concertos“ ab.

Die dänische Blockflötistin Michala Petri darf man getrost als eine Pionierin ihres Instruments bezeichnen. Denn sie hat nicht nur beigetragen zur Renaissance der Blockflöte in der Alten Musik, – sie spielte Bach und Händel mit keinem Geringeren als Keith Jarrett ein! –, sondern bereichert das Repertoire mit neuen Werken, die sie zumeist selbst in Auftrag gibt. Seit zwölf Jahren spielt sie bereits eine Reihe dieser Werke ein, und das neueste Album „American Recorder Concertos“ bildet den vorläufigen Abschluss dieser Anthologie. Wobei: „Es gibt so viele andere Konzerte, die ich noch aufnehmen könnte“, seufzt sie heiter am Telefon.
Zur Blockflöte kam die Tochter zweier Musiker ganz spielerisch: „Mein Vater hat eine Blockflöte von einer Tournee mitgebracht, da war ich drei Jahre alt. Ich würde aber sagen, das Instrument hat sich für mich entschieden.“ Oft gilt die Blockflöte als typisches Kinderinstrument, weil sie den Einstieg bildet für das spätere Querflöten- oder Oboenspiel. „Mit zwölf Jahren habe ich auch angefangen mit der Querflöte, auf Rat meiner Eltern, die meinten, ich könnte damit einen guten Job im Orchester kriegen.“ Vier Jahre lang spielte Michala Petri beide Instrumente, dann entschied sie sich: „Die Blockflöte ist die größere Herausforderung, sie ist sehr nah am Atem, bei der Querflöte hat man das Mundstück, bei der Oboe das Rohr, das sind große Widerstände. Auf der Blockflöte hat man nur sehr wenig Widerstand vom Instrument, den Widerstand muss man erst finden und sehr sensibel sein mit dem Zwerchfell. Das hat mir gefehlt bei der Querflöte. Es kam mir ein bisschen vor wie Schwindeln, weil ich die direkte Verbindung nicht gespürt habe.“
Die Formel der direkten Verbindung ist so etwas wie das künstlerische Credo von Michala Petri, das auch ihre Leidenschaft für die Neue Musik erklärt. Obwohl sie als Kind Poster des Alte-Musik-Blockflötenkönigs Frans Brüggen an der Wand hatte und ihn als Vorbild bezeichnet. „Die Neue Musik hat mich angesprochen, seit ich Kind war, meine Eltern haben viele Werke uraufgeführt, Komponisten gingen bei uns ein und aus.“ Mit sechs Jahren bereits spielte sie erste ihr gewidmete Kompositionen: „Ich erinnere noch immer das Gefühl, als ich diese Stücke gespielt habe, das war wesentlicher für mich als Alte Musik. Die war zwar schön, aber die Neue Musik hat mich in anderer Weise getroffen, auch weil Musik für mich Kommunikation ist. Das war eine Kommunikation mit Leuten, die heute leben, ich hatte eine Verbindung zu der Welt von heute.“
Unter anderem dafür gründete Michala Petri 2006 das Label OUR Recordings gemeinsam mit ihrem Partner Lars Hannibal: „Früher konnte man auch bei den großen Labels Neue Musik einspielen, plötzlich ging das nicht mehr. Da beschlossen wir, selbst ein Album zu machen, um zu schauen, ob das funktioniert. Und wir hatten das Glück, gleich eine ‚Grammy‘-Nominierung zu bekommen. Das hat uns ermutigt.“ 40 Alben sind seither erschienen, davon 15 mit Werken Neuer Musik, die meisten für Bockflöte. Und nun als vorerst letzte der Reihe: Die „American Recorder Concertos“. Michala Petri ist dankbar: „Ich habe doch etwas Bleibendes erreicht. Das ist meine Mission.“

Neu erschienen:

„American Recorder Concertos“ (Werke von Sierra, Newman, Stucky, Hickey)

Michala Petri, Nordic String Quartet, Danish National Symphony Orchestra, Alexander Shelley u.a.

OUR Recordings/Naxos

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Regine Müller, 18.05.2019, RONDO Ausgabe 3 / 2019



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Gefragt

Diana Damrau

„Ich habe auch in der Tiefe etwas zu bieten“

Die Sopranistin über Giacomo Meyerbeer, kurze Babypausen und den Vorzug, mit einem richtigen Romeo […]
zum Artikel

Volt & Vinyl

Volt & Vinyl

Staatsorchester Stuttgart, Cornelius Meister

Als Richard Strauss 1912 in Stuttgart die Uraufführung seiner „Ariadne auf Naxos“ […]
zum Artikel

Pasticcio

Größe statt Glamour

Es gibt Ehen zwischen Orchester und Dirigent, die halten ein Leben lang. Denn selbst wenn man sich […]
zum Artikel


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Die „Études-Tableaux“ op. 39 von Rachmaninow sind bekannt für ihre düstere Atmosphäre und gelten als eine der modernsten Kompositionen des Komponisten. Entstanden sind sie im Jahr 1917 kurz vor seiner Flucht in die USA, aufgrund ihrer virtuosen Schwierigkeiten stellen sie eine Herausforderung für jeden Pianisten dar. Nikolai Obuchows „Six Tableaux psychologiques“ von 1915 wiederum zeigen Einflüsse von Alexander Skrjabin und präsentieren sich als komplexe und vielschichtige […] mehr


Abo

Top