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(c) Kauko Kippas
Woher kommt nur der halbseidene Kaffeehaus-Touch, der dem Klavier-Trio unveräußerlich anhaftet?! Er hat dafür gesorgt, dass kaum je solche Ensembles überlebt haben (außer dem Beaux Arts Trio). Fest steht, dass es zurzeit von Joseph Haydn und Carl Philipp Emanuel Bach, als erste Klavier-Trios komponiert wurden, kaum eine etablierte Kaffeehaus- oder Salonkultur gab, in der man sich Klaviertrios vorstellen könnte. Der unseriöse Eindruck ist falsch.
„Wir halten gar nichts von diesem Kaffeehaus-Geruch, und wollen genau dagegen angehen“, sagt Konrad Elias-Trostmann, Geiger des Linos Piano Trios, zuhause in Köln. „Unser Anspruch besteht eher darin, das Klavier-Trio vom Streichquartett her zu verstehen. Wir sind stolz darauf, dass man uns gelegentlich Homogenität im Klang nachsagt.“
„Hm“, antwortet da die assistierende Miss Marple. „Merkwürdig an dieser Äußerung ist ja schon, dass nicht der Pianist, sondern der Geiger zum Interview erschienen ist.“ Wohl gesprochen, Miss! Normalerweise gibt bei Klavier-Trios immer der Pianist Auskunft. – Und schon haben wir die Besonderheit des Linos Trios messerscharf erkannt und können sie durch eine empirische Beobachtung untermauern. Beim besagten Beaux Arts Trio war es immer der Pianist Menahem Pressler, der sich mit bohrendem Blick zu seinen Streicherkollegen hinüberbeugte. Beim Linos Piano Trio ist es umgekehrt. Hier sind es die Streicher, die sich zum Klavier umwenden. Dabei dominieren sie den Klang ähnlich stark wie dies seinerzeit Pressler tat. Nur eben umgekehrt.
So hätten wir – mit dankenswerter Hilfe Miss Marples – zugleich aufgeklärt, warum ein Saloncharakter beim Linos Trio nicht aufkommt. Das Klavier übernimmt hier nicht die Kellner-Rolle, sondern ist viel stärker eingebunden, fast in die Zange genommen von Violine und Cello. Kein Wunder, wenn dabei auch musikalisch Neues herauskommt.
Bei den 13 Klavier-Trios von Carl Philipp Emanuel Bach, die hier erstmals gesammelt vorliegen, handelt es sich ohnehin um eine kleine Sensation. Man fragt sich, wie – bei einer so aplombhaft schönen Darstellung – je von „Empfindsamkeit“ als Stil dieses Komponisten die Rede sein konnte. Hier zerfließt nichts in gefühlvollem Überschwang (so wie dies von Goethes „Werther“ bis zu Gellerts „weinerlicher Komödie“ üblich war). Stattdessen bleiben die drei, in Großbritannien ausgebildeten Musiker ganz vernünftig und spiellustig auf dem Teppich.
Im Gesamtwerk bilden die drei Opus-Gruppen – obwohl seinerzeit erfolgreich – keine große Gruppe. Zum Verständnis eines noch immer rätselhaften Komponisten der ‚Generation Sohn‘ tragen sie um so mehr bei: durch den krabbelnden, lyrisch pusseligen Verspieltheits-Ton. Von der Melodien-Kraft des Vaters war wenig auf C.P.E. übergesprungen. Übrigens: Es sind akkompagnierte Claviersonsaten! Das macht den ‚demokratischen‘ Ansatz, zu dem sich Konrad Elias-Trostmann und seine Kollegen Prach Boondiskulchok (Klavier) und Vladimir Waltham (Cello) bekennen, besonders triftig. Sie zeigen, wie viel Zukunft in diesen Werkchen steckt. Super Entdeckung!
CAvi
Robert Fraunholzer, 06.06.2020, RONDO Ausgabe 3 / 2020
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