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Boris Eder (Graf Panatellas), Anna Lucia Richter (La Périchole), Alexander Strömer (Don Andrés de Ribeira), Arnold Schönberg Chor (c) Werner Kmetitsch
Das Theater an der Wien versieht die in Lima angesiedelte „La Périchole“ mit sehr viel austriakischem Lokalkolorit. Auch der populäre Puppenbauer Nikolaus Habjan ist ehrgeizig, will ohne seine bissigen Klappmaulgeschöpfe als Musiktheaterinszenator ernstgenommen werden. Seine Offenbach-Zurichtung bleibt bei allem kreischenden Jux weit hinter dem zurück, was die Wiener Kabarettszene den zahlreichen Politskandalen entgegenzupfeffern hatte. Die ambitioniert auf die provisorische Bühne des Museumsquartiers gebrachte Geschichte einer Vizekönigsmätresse wider Willen, die sich zwecks gesellschaftlicher Anerkennung clever mit ihrem frischgeadelten Straßensängergeliebten verheiraten lässt, sie zieht sich pennälerscherzkekshaft dahin.
Ex-Kanzler Kurz erscheint via Puppe früh gealtert als Dritter-Akt-Komiker im Gefängnis, hier waltet auch der geile Vizekönig (Alexander Strömer) als „Fledermaus“-Frosch; so wie der ganze zweite Akt bei Hofe sich zwischen zwei Logen und einem Hofburg-Kabinett als zwanghaft schrill durchchoreografierte Opernball-Variation entpuppt. Für den ersten Akt wurde die Plaza de la Corrupción als Wiener Vorstadteinöde rampennah aufgebaut. Dominiert wird sie von einem fiesen („Peru darf nicht Österreich werden!“) Wahlplakat mit augenrollendem Potentaten. Politik wird hier am Würstelstand der drei Cousinen verhandelt.
Während alle Darsteller, angeführt von den blödherrlichen Schranzen Kammerherr (Boris Eder) und Stadtkommandant (Gerhard Ernst), Schauspieler und Komiker sind, die ihr Handwerk durchaus verstehen, wirken besonders im ersten Akt die beiden einzigen Sänger, eben die zupackende Périchole und ihr etwas verstrahlter Lover Piquillo, wie Fremdkörper. Was an ihren dämlichen Silberkostümen zwischen Elvis und Colombine liegt, aber auch an der zu distanzierten Singhaltung Anna Lucia Richters und des zupackenden Tenorino David Fischers. Doch sie gewinnen an Präsenz. Wenig Impulse tönen aus dem Graben, wo der operettenunerfahrene Jordan de Souza das ORF Radio-Symphonieorchester Wien eher kurkonzerthaft lahm animiert.
Matthias Siehler, 18.02.2023, RONDO Ausgabe 1 / 2023
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