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„Wer hat Sie mir geschickt? Gott?“ Mit diesen Worten soll Giacomo Puccini 1897 einen gewissen Enrico Caruso empfangen haben. 24 Jahre jung war der Gottesgesandte da erst – und hatte noch 24 weitere Jahre vor sich, in denen der gebürtige Neapolitaner endgültig zum Maßstab für alle nachfolgenden Tenorgenerationen werden sollte. „Tenor des Jahrhunderts“ hat denn auch bereits im letzten Jahr der Musikwissenschaftler Thomas Seedorf seine kleine Monografie über Caruso genannt, dessen 150. Geburtstag 2023 gefeiert wird. Und passend zum Jubiläum legt Seedorf nun direkt nach – diesmal aber als Herausgeber. In „Tenorissimo – Geschichte und Gegenwart Enrico Carusos“ sind Vorträge versammelt, die im Rahmen eines Symposiums gehalten wurden, das 2021 aus Anlass des 100. Todestags des Sängers in der Hochschule für Musik in Karlsruhe stattfand. Und wie es sich für solch ein Forschungsprojekt gehört, wurde Caruso von vielen Seiten nicht nur neu beleuchtet. Ihm wurde bisweilen auch schon mal tief in die Kehle geguckt. Wie von Bernhard Richter und Claudia Spahn, die sich in ihrer Untersuchung „Medizinische und künstlerische Aspekte in der Lebenszeitperspektive“ mit dem physiologischen, immer auch von (persönlichen) Krisen gebeutelten Stimmenwunder Caruso beschäftigten. Luisa Mersch hingegen beschäftigt sich mit der Werbefigur Caruso, die es selbst bis in die Pasta-Branche geschafft hat. So pries die Firma „Kurtz Brothers“ in einer Anzeige „Caruso Brand Macaroni“ an. Die weiteren Vorträge beschäftigten sich zudem mit dem Filmstar Caruso, seinem phonographischen Output sowie mit seinen künstlerischen Erben Franco Corelli und Giuseppe Di Stefano. Der Mythos Caruso – er lebt unvermindert.
Guido Fischer, 04.03.2023, RONDO Ausgabe 1 / 2023
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