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Nur 15 Jahre hatte sich die Stimmschauspielerin Maria Callas in Sphären und entlang von Abgründen bewegt, bei denen schon damals ihre größten Konkurrentinnen das große Nervenflattern bekommen haben. Als nun alle Welt schon glaubte, dass die Callas künstlerisch wohl endgültig ausgelaugt wäre, kam sie 1964 tatsächlich noch mal zurück. Aber wie! Als „Tosca“ und „Norma“ drehte sie in London und Paris erneut auf. Zwei Wochen nach der letzten „Norma“-Aufführung ging sie außerdem ins Aufnahmestudio, für Bizets „Carmen“. Was das für eine Sensation war, spiegelte sich sogleich im simplen Werbeslogan „Callas ist Carmen“ wider. Und die Erwartungen wurden damals noch übertroffen – von einer Sängerin, die einmal mehr Kopf und Kragen riskierte, um aus der Titelfigur ein alles verschlingendes Teufelsweib zu machen. Wenn schon die Callas im Leben kein Glück mit ihren Partnern hatte, so doch im Studio – mit Nicolai Gedda als Don José.
Guido Fischer, 27.05.2023, RONDO Ausgabe 3 / 2023
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