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Roger Krebs, Benedikt Eder, Kirsten Labonte, Ensemble (c) Marie Liebig
Ungarische Verhältnisse? Das hätte man hier nicht für möglich gehalten. Doch ein nationalistischer Rechtsruck à la Orbán, wie er nun zumindest in Ostdeutschland droht, den dachte sich schon 1989 László Krasznahorkai in seinem Roman „Die Melancholie des Widerstands“ aus. Aus dem Buch wurde 2000 der Film „Die Werckmeisterschen Harmonien“ – sein Titel bezieht sich auf einen literarischen Seitenstrang über den gleichnamigen barocken Musiktheoretiker. Im Dezember gab es an der Staatsoper in Budapest die sich ebenfalls auf Krasznahorkai beziehende Uraufführung „Valuschka“. Die wurde kurz danach am Theater Regensburg in deutscher Sprache quasi uraufgeführt: Mindestens 30 Prozent des Hundertminüters sind dabei anders als im ungarischen Original (nachzustreamen auf www.operavision.eu).
Komponiert hat den Einakter als sein 13. Stück für Musiktheater der ehemalige Stockhausen- und Boulez-Mitarbeiter Péter Eötvös, der sich längst sowohl als Dirigent wie Tonsetzer einen bedeutenden Namen gemacht hat. In „Valuschka“ spielt ein Monsterwal eine optisch bedeutende Rolle. Ihn nämlich bringt ein mysteriöser Zirkus in eine Stadt, eingeladen von der gewissenlosen Bürgermeisterin Tünde, die mit ihrer Bewegung „Es grünt so grün“ vorgeblich Gutes tun möchte. Eigentlich will Tünde aber die – von ihrer sie zunehmend verstörenden Umwelt eingeschüchterte wie radikalisierte – Bevölkerung auf faschistoid im Gleichschritt marschierenden Kurs bringen. In Regensburg macht das Frösteln, nicht nur wegen der atmosphärischen Musik.
Sebastian Ritschels Inszenierung in stimmungsvoll trockeneisnebelverhangenen Bühnenbildnern sehen sich an wie ein melancholiedüsterer Fellini-Film; die grelldämonische Zirkustruppe erinnert an die italienische „Pinocchio“-Fernsehserie. Da entsteht unangestrengt und bilderstark noch viel mehr Spannung, Düsternis, Verdichtung als trostlose Parabel über Verführung und Verführte in expressiver Atmosphäre denn in der nüchternen Partitur mit ihrem grell-grollenden Perkussionsanteil und den schwärzlichen Holzbläsern.
Manuel Brug, 30.03.2024, RONDO Ausgabe 2 / 2024
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