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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Franz Schubert

„Schwanengesang“ D 957, „Einsamkeit“ D 620

Ian Bostridge, Lars Vogt

Pentatone/Naxos PTC5186786
(69 Min., 11/2021)

Ein herber Schlag, ja Schock war Anfang September der Tod von Lars Vogt. Man wusste freilich um den Kampf des Pianisten gegen den Speiseröhrenkrebs. Mit Vogt starb einer der zugewandtesten, teamfähigsten, liebenswürdigsten Kammermusiker überhaupt. Dieser „Schwanengesang“ ist sein Vermächtnis. Aufgenommen zehn Monate nach der Diagnose, dürfte Vogt der finale Charakter nicht unbedingt klar gewesen sein.
Im Verein mit dem Tenor Ian Bostridge – für ihn ist es sein zweiter „Schwanengesang“ – gelingt Lars Vogt das Kunststück, einem zunehmend sich verselbstständigenden Sänger zu Willen zu sein – ohne die geringsten Abstriche bei der eigenen Interpretation. Geschäftig, sehr geerdet und erzählerisch eloquent, bildet Vogt Widerpart, zugleich Grundlage des Gesangs. In den Vordergrund spielt er sich nie.
Nicht hoch genug kann das veranschlagt werden, wenn man bedenkt, wie sehr Bostridge (ein Vierteljahrhundert nach seinem CD-Debüt in der Schubert-Edition von Graham Johnson) an Eigenwilligkeit, ja Sonderbarkeit zugelegt hat. Gleich in der einleitenden „Liebesbotschaft“ zieht, dehnt und bläht er die Töne, fast als wär’s eine Diseuse, die hier singt. Die Notenwerte im „Abschied“ werden verändert, als wäre es dem Text, also der Sprache, angemessen. Doch so idiomatisch wird dieser hier kaum behandelt. Am besten ist Bostridge da, wo er, etwa im „Fischermädchen“, möglichst schlicht zu bleiben versucht.
Beigegeben ist der seltene, sechsteilige Zyklus „Einsamkeit“ D 620 (Text: Johann Mayrhofer). Auch hier bildet Vogt den realistischen Gegenpol, stets versuchend, Bostridge einigermaßen auf der Erde zu halten. Für Vogt ein überragend souveränes Dokument. Bostridge indes zeigt sich als der vielleicht manierierteste große Sänger der Gegenwart.

Robert Fraunholzer, 01.10.2022


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