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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Giuseppe Scarlatti

I portentosi effetti della madre natura

Rupert Charlesworth, Filippo Mineccia, Benedetta Mazzucato, Roberta Mameli, Maria Ladurner, Niccolò Porcedda, Ensemble 1700, Dorothee Oberlinger

dhm/Sony 19658794542
(155 Min., 6/2022) 2 CDs

Es ist unklar, ob Giuseppe Scarlatti tatsächlich mit den ungleich bekannteren Komponisten-Kollegen Alessandro und Domenico verwandt war. Ebenso nebulös ist sein Geburtsjahr (1718 oder 1723?), sicher ist nur, dass der gebürtige Neapolitaner sich ab 1757 als Josef Scarlatti in Wien niederließ. Hinterlassen hat er an die 30 Opern, die ernsten auf Libretti des ehrwürdigen Pietro Metastasio und die komischen auf Textbücher des venezianischen Komödien-Dichters Carlo Goldoni. Eine dieser Buffa, die überraschend farbige auf den umständlichen Titel „I portentosi effetti della madre natura“, auf Deutsch noch steifer „Die wundersamen Wirkungen von Mutter Natur“, hat Dorothee Oberlinger 2022 bei den Musikfestspielen Potsdam ausgegraben. 1752 wurde das Opus in Venedig uraufgeführt, Friedrich der Große holte die Perle 1763 nach Berlin, später gab es weitere Aufführungen in der Charlottenburger Orangerie (mit dem opernaffinen Giacomo Casanova im Publikum) und 1768 im Schlosstheater des Neuen Palais in Potsdam, wo es nun gut 250 Jahre später seine Wiederentdeckung erlebte. Die Aufführung wurde mitgeschnitten, sodass man nun zumindest akustisch in den Genuss der von dem französischen Filmregisseur Emmanuel Mouret eher nüchtern inszenierten Aufführung kommen kann.
Die Oper thematisiert eine Konstellation, die seinerzeit beliebt war: Ein von Menschen isoliert aufgewachsener Youngster (Celidoro, weggesperrter König von Mallorca (sic!)) kann sich befreien und kollidiert mit der Komplexität der Welt, vor allem mit Frauen und gesellschaftlichen Regeln. Drei leichtfüßige Akte schildern, wie er sich durch das Gewirr von Intrigen und Liebesspielen seinen Platz in der Gesellschaft sichert. Scarlattis bereits mehr wienerisch-klassisch als italienisch klingende Partitur auf Goldonis gewitztes Libretto imponiert mit Originalität, schmelzender Melodik, virtuos eingesetzten Koloraturen und dichten Ensembleszenen. Oberlingers Originalklang-Ensemble 1700 ist bester Spiellaune und reagiert minutiös auf das durchweg famose, geläufige und stilsichere Ensemble, aus dem Rupert Charlesworth mit weich timbriertem, gleichwohl höhensicherem Tenor als Celidoro, Filippo Mineccia mit gelenkigem Altus als dessen Gegenspieler Ruggiero, sowie Roberta Mameli mit geschmeidigem, dunkel grundiertem Sopran-Legato als dessen Gattin Lisaura herausragen. Knappe, aber wirkungsvolle Chöre und reizende Instrumental-Zwischenspiele mit herrlichen Oboen- und Fagott-Soli sorgen für interessante Abwechslung. Eine lohnende Ausgrabung, unterhaltsam, ohrwurmtauglich, delikat.

Regine Müller, 10.06.2023


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