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Zeit seines Lebens wurde Alexis Weissenberg für seine sagenhafte Technik, sein mitreißendes, vom gängigen romantischen Pathos gereinigtes Spiel bewundert. Trotzdem gab es nicht wenige, die dem gebürtigen Bulgaren deshalb regelmäßig Gefühlskälte und reine pianistische Sportlichkeit vorwarfen. Natürlich ist sein riesiger diskografischer Nachlass nicht frei von so manchen Dellen (was ihn immerhin mit seinem Mentor Horowitz einte). Wenn er aber nur halbwegs in Höchstform war, konnte er alle Nörgler in Grund und Boden spielen. Wie etwa mit sämtlichen Préludes von Rachmaninow, die er 1970 einspielte und die jetzt Teil einer Retrospektive mit sämtlichen Aufnahmen sind, die Weissenberg vorrangig in den 1960er Jahren für das RCA-Label gemacht hat. Und wer sich etwa das B-Dur- oder das g-Moll- Prélude einlegt, sollte sich anschnallen. Denn so gnadenlos ungestüm und impulsiv hat seitdem kaum mehr jemand das wilde Pochen dieser Klavierschlager eingefangen. Absolut mitreißend und fast konkurrenzlos! Doch Weissenberg konnte nicht nur grell nachlegen, wie im Eröffnungssatz des 2. Klavierkonzerts von Bartók mit Eugene Ormandy und dem Philadelphia Orchestra. Unter den Aufnahmen, die mit seinen ersten Studionachweisen aus dem Jahr 1949 beginnen (damals trat er noch als „Sigi Weissenberg“ auf), finden sich eine ungemein packende und durchdachte Auseinandersetzung mit drei großen Haydn-Sonaten. Und während die 3. Klaviersonate von Chopin dann vielleicht doch etwas zu distanziert daherkommt, ist man wiederum wie gebannt von den wohlig-sanften Brisen, die Weissenberg um Debussys „La fille aux cheveux de lin“ wehen lässt.
Guido Fischer, RONDO Ausgabe 6 / 2016
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