home

N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Startseite · Oper & Konzert · Pasticcio

Der Wheelock-Flügel im kalifornischen Haus Thomas Manns, rechts bei einem Hauskonzert 1946 (am Flügel: Bruno Walter) und nach der Schenkung heute erneut © www.fridomann.de

Pasticcio

An die Tasten

Als ein „Liebesverhältnis“ hat Thomas Mann einmal seine Beziehung zur Musik bezeichnet. Und in seinem reichen Schaffen hat er dies immer wieder zum Ausdruck gebracht. In den Romanen „Buddenbrooks“, „Der Zauberberg“ und nicht zuletzt in dem „Doktor Faustus“. Thomas Mann schrieb aber nicht nur über Musik, sondern spielte sie auch. „Mein Großvater war nicht selbst Musiker, er war ‚Dilettant‘, Liebhaber im besten Sinne und als solcher sehr anerkannt“, erläuterte Frido Mann 2007 im Interview mit RONDO die Fähigkeiten seines Großvaters. „Musik stand im Zentrum seines Wesens.“ Thomas Manns Instrument war die Geige. Hin und wieder setzte er sich aber auch an den Flügel und improvisierte sogar über den „Tristan“-Akkord.
1944 wurde Thomas Mann im amerikanischen Exil stolzer Besitzer eines Stutzflügels von der New Yorker Firma Wheelock. Als die Manns 1954 nunmehr wieder nach Europa und dort in die Schweiz zogen, durfte das Instrument natürlich nicht fehlen. Nach dem Tod von Fridos Großmutter ging er schließlich in dessen Besitz über. Jetzt aber hat er sich von dem Flügel getrennt und ihn der Bundesrepublik Deutschland geschenkt: „Aus Dankbarkeit für den Erwerb und die Umwidmung von Thomas Manns früherem kalifornischem Exilhaus in eine Stätte des transatlantischen Dialoges im Dienste von Demokratie und Frieden durch die deutsche Bundesregierung habe ich dieses historisch symbolträchtige und gleichzeitig in die Zukunft weisende Instrument – ich glaube ganz im Sinne meines Großvaters – als Geschenk an die Bundesregierung wieder in sein ursprüngliches Zuhause zurückgegeben.“
Einen ganz anderen (musik-)historischen Wert besitzt natürlich die Passauer Domorgel. Nicht nur, weil sie mit ihren 17.974 Pfeifen eine der größten Kirchenorgeln der Welt ist. Der architektonische Rahmen lässt sie im glanzvollsten Licht erstrahlen und auch erklingen. Doch selbst solch ein Instrument kommt schon mal in die Jahre. Weshalb die Domorgel seit 2020 einer Generalsanierung unterzogen wird. Parallel zu den Reinigungsarbeiten hat man im Hintergrund zugleich die Internetpräsenz aufgefrischt. Und unter der Adresse www.passauer-domorgel.de kann man sich bereits jetzt über das neue Klangkonzept der Orgel ein Bild machen, ihre Geschichte erkunden sowie Klangbeispielen lauschen – wenn Domorganist Ludwig Ruckdeschel etwa Bachs d-Moll-Toccata spielt.

Guido Fischer



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Gefragt

Reinhard Goebel

Vorne, hinten und in der Mitte zusammen

Zum 70. Geburtstag des Geigers, Dirigenten und Musikgelehrten erscheinen auf 75 CDs seine […]
zum Artikel

Blind gehört

„Jetzt haben Sie mich erwischt“

zum Artikel

Fanfare

Die Deutsche Oper Berlin kann bis November die Bühne an der Bismarckstraße wegen der Renovierung […]
zum Artikel


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Das Klavierquartett c-Moll des 19-jährigen Strauss war ein Geniestreich, der sofort als solcher erkannt wurde. Komponiert 1883/84, zwischen der ersten Sinfonie und der „Burleske“ für Klavier und Orchester, gilt es als Höhepunkt der Auseinandersetzung mit Brahms und den Formen der klassisch-romantischen Instrumentalmusik.

Aus einer viel späteren Schaffensphase, nämlich den letzten Kriegsmonaten 1945, stammen die „Metamorphosen für 23 Solostreicher“. Zu jener Zeit arbeitete […] mehr


Abo

Top