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„Die bedingungslose Ernsthaftigkeit an der Sache, verbunden mit Brillanz, Witz, Neugierde, Offenheit und einem diskreten, zarten Lächeln – das ist für mich Pierre.“ Mit diesen Worten erinnerte sich Anfang 2016 der Komponist und Dirigent Matthias Pintscher an seinen Freund und Mentor Pierre Boulez. Mit 91 Jahren war der Franzose verstorben. Ein Jahr nach seinem runden 90., in dem nicht nur die Neue Musik-Szene diesen Maître der Moderne gefeiert hatte. Auch die Tonträgerbranche hatte Boulez mit beachtlichen CD-Boxen gewürdigt. Und in all den Aufnahmen, die vor allem für die Deutsche Grammophon entstanden sind, zeigte sich Boulez als ein Dirigent, der einen grundverschiedenen Künstlertypus etwa zu Karajan und Bernstein repräsentierte. Nicht nur hatte Boulez eine eindeutige Meinung auch zu Komponisten, die er partout nicht dirigieren wollte (Brahms: „bourgois und selbstgefällig“; Prokofjew: „ein unbedeutendes Talent“). Statt mit Taktstock (der für ihn nur ein sentimentales Relikt aus alter Zeit darstellte) trieb er die weltbesten Orchester mit seinem markant gezackten Stil genauso zu Höchstleistungen an wie die Spezialensembles für zeitgenössische Musik. Und heraus kamen da von allem falschen Pathos entschlackte Interpretationen von Werken, die mit mindestens einem Bein in der Moderne standen. Sämtliche Sinfonien von Mahler, Debussy, Bartók, Messiaen, Strawinski und Schönberg bilden daher auch den Löwenanteil einer fantastischen CD-Box, bei der man durchweg das Hinhören neu lernt. Neben gleichermaßen bedeutsamen Würfen des Komponisten Boulez dokumentieren vier Blu-rays den Jahrhundert-Wagner-Dirigenten Boulez, der 1976 mit Regisseur Patrice Chéreau den Hügel erstürmte.
Guido Fischer, 05.03.2022, RONDO Ausgabe 1 / 2022
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