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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Das Kölner Festival ACHT BRÜCKEN lädt in der Philharmonie zur Begegnung mit Neuer Musik ein (c) Kön Musik / Matthias Baus

Der WESTEN

Ohren auf!

An Rhein und Ruhr bietet der Klassik-Westen wieder für alle musikalischen Geschmäcker Hochkarätiges bis Seltenes.

Vor so einem Schockmoment hat selbst der Top-Pianist oder die Star-Geigerin bisweilen gewissen Bammel. Davor, dass einem während des Konzerts, wie aus dem Nichts, das durchtrainierte Gedächtnis einen Streich spielt und man einfach nicht mehr weiterweiß. Was folgt, sind Sekunden der brutalen Stille, der Hilflosigkeit. Doch solche Fehler auf der menscheigenen Festplatte sind geradezu banal gegenüber den Beispielen, die der Hirnforscher Oliver Sacks einmal in seinem Kultbuch „Der einarmige Pianist“ aufgelistet hat. Die Musik und das Gehirn – dieser immer besser erforschten, trotzdem weiterhin faszinierend rätselhaften Verbindung widmet sich in seiner 12. Ausgabe das Kölner ACHT BRÜCKEN-Festival. „Musik Amnesie Gedächtnis“ lautet das Motto dieses auf die Moderne abonnierten Festivals. Und die musikalischen Reize, die dabei im Laufe der rund 50 Konzerte über das Ohr auf das Gehirn einprasseln, reichen von vertrauten Klängen à la Richard Strauss’ „Ein Heldenleben“ über klangakustische Laptop-Performances bis hin zu zahlreichen Uraufführungen etwa von Beat Furrer und Robert HP Platz. Das obligatorische Komponistenporträt feiert den Amerikaner Morton Feldman, der mit seinen riesigen Klavierwerken das bewusste Hören in einen Schwebezustand versetzte (29. April bis 8. Mai; www.achtbruecken.de).

Parallel zu dieser zehntägigen Konzertserie finden im Ruhrgebietstädtchen Witten erneut die Wittener Tage für neue Kammermusik statt. Und wieder hat Festivalleiter Harry Vogt ein Erst- und Uraufführungsprogramm zusammengestellt, bei dem sich Newcomer und alte Hasen die Klinke in die Hand geben. So stehen neue Werke etwa von Georges Aperghis, Enno Poppe und Arnulf Herrmann ins Haus. Der serbischen Komponistin Milica Djordjević ist ein Schwerpunkt gewidmet. Und in den insgesamt sieben Konzerten sind ausnahmslos First-Class-Neue-Musik-Interpreten zu erleben. Wie das Ensemble Modern, Geigerin Carolin Widmann und das WDR Sinfonieorchester (6. bis 8. Mai Witten; Infos: www.wittenertage.de).

Wieder zurück an den Rhein geht es dann mit gleich drei Festivals. In der Beethoven-Stadt Bonn lädt Daniel Hope in seiner Funktion als Künstlerischer Leiter der „BTHVN WOCHE 2022“ zu einer „Audienz bei Beethoven“ ein (2. bis 6. Juni, www.beethoven.de). Bei diesem ­alljährlich im Beethoven-Haus stattfindenden Kammermusikfestival sind unter anderem Sebastian Knauer, Lise de la Salle sowie das Quatuor Arod zu Gast. Auf den Programmen stehen aber nicht nur Werke des Namenspatrons, sondern auch von Ernest Chausson, Leoš Janáček sowie eine Uraufführung von Jake Heggie.

Von der einstigen Bundeshauptstadt ist es nur einen Katzensprung rüber nach Brühl, wo auch die Brühler Schlosskonzerte endlich wieder spielen – nach der leidigen Corona-Stille. Ab dem 14. Mai geht es los und in Etappen bis zum 10. Juli. In dieser Zeitspanne dirigiert der Künstlerische Leiter Andreas Spering seine historisch aufmusizierende Capella ­Augustina. Das Fauré Quartett schaut vorbei, aber auch der Wunderpianist ­Filippo Gorini. Ab dem 12. August steht Brühl dann wieder ganz im Zeichen Josephs Haydns. Dafür haben sich die Akademie für Alte ­Musik aus Berlin genauso angesagt wie Concerto Copenhagen unter seinem Chef Lars Ulrik Mortensen. Und einmal mehr unterstreicht Andreas Spering mit „La fedeltà premiata“ (Die belohnte Treue) seine berechtigte Liebe zum Opernkomponisten Haydn. (www.schlosskonzerte.de).

In der Schumann-Stadt Düsseldorf heißt es schließlich wieder „Romantisiere Dich!“. Unter diesem schönen Traditionsmotto lädt das Düsseldorfer Schumannfest zu einem äußerst beachtlichen wie vielseitigen Konzertreigen ein. Und weil man sich eben auch in einer der wichtigsten Kunstmetropolen befindet, heißt das diesjährige Leitmotiv „Kunst TOTAL“: Jazz-Trompeter Till Brönner beweist zudem sein Talent als Fotograf. Zu Isabelle Fausts Violinspiel wird live gemalt. Die Japanerin Leiko Ikemura visualisiert ein Sinfoniekonzert. Außerdem sind unter anderem Duo Mariam Batsashvili & Maximilian Hornung sowie die russische Weltklasse-Sopranistin Olga Peretyatko zu Gast (8. bis 27. Juni, www.tonhalle.de).

Guido Fischer, 26.03.2022, RONDO Ausgabe 2 / 2022



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