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N° 1355
27.04. - 04.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Jordi Savall (c) Nikola Milatovic

Styriarte

Heldengetümmel

Beim Grazer Festival treffen Klassik-Helden wie Jordi Savall und Pierre-Laurent Aimard auch auf Leinwand-Heroen wie Charlie Chaplin und Arnold Schwarzenegger.

1985 ging in Graz zum ersten Mal die Styriarte über die Bühne. Und mit Nikolaus Harnoncourt als Zentrum, dem großen Sohn der Stadt, entwickelte sich dieses Musikfestival auf Anhieb nicht nur zum Stelldichein internationaler Top-Musiker. Zusammen mit dem Intendanten Mathis Huber verstand Harnoncourt die Styriarte stets als ein musikalisches Labor, in dem die unterschiedlichsten Stile, Genres und Klangsprachen zueinander finden. 2016 verstarb der legendäre Dirigent und Originalklangpionier Harnoncourt. Doch die musikalische Festival-Ausrichtung fällt dank Mathis Huber längst noch facettenreicher aus. Barock und Brass, Orgel-Improvisationen und musikalische Lesungen, Oper, Bach-Motetten und Pop-Hits à la Queens „Bohemian Rhapsody“ – so sieht etwa in diesem Jahr in groben Zügen das Klangpanorama aus. Und natürlich darf auf dem vierwöchigen Festivalspielplan auch ein Komponistenname nicht fehlen, dem man sich seit 2018 intensiver widmet. Es ist der unweit von Graz geborene Barockkomponist Johann Joseph Fux, von dem man jedes Jahr eine seiner Opernraritäten präsentiert. In diesem Jahr ist es die 1723 uraufgeführte Krönungsoper „Costanza e fortezza“, aus der exzellente Barockopernstimmen sowie das Zefiro Barockorchester unter Alfredo Bernardini Highlights vorstellen.
Das heldenhafte Treiben in dieser (römischen) Historienoper liefert zugleich das Motto zur diesjährigen Styriarte. Es ist allen Helden und Heldinnen gewidmet! Und wie in der Menschheitsgeschichte gibt es davon selbstverständlich auch in der Musikgeschichte zahllose Vorbilder und Idole. Dazu gehören etwa die Opernarien-Titanen Händel und Mozart, die der brasilianische Wundersopransänger Bruno de Sá für sein „Cleopatra“-Programm ausgewählt hat. Heroisch geht es gleichermaßen beim Weltklasse-Pianisten Pierre-Laurent Aimard zu, der fulminante Chopin-Polonaisen mit Beethovens „Eroica“-Variationen kombiniert. Und während die King’s Singers Helden und Heldinnen der A-cappella-Musik feiern, von William Byrd über György Ligeti bis zu Gabriela Lena Frank, erinnert Paula Barembuem mit dem Trio Infernal an die argentinische Kult-, Folk- und Protestsängerin Mercedes Sosa.
Auch solche musikalischen Ausflüge unterstreichen den Ruf der Styriarte als Festival für jeden Geschmack. Und tatsächlich kommen eben nicht nur etwa die Fans großen Bach-Gesangs auf ihre Kosten – mit dem von Erwin Ortner geleiteten Arnold Schoenberg Chor – , sondern beispielsweise auch Filmmusik-Aficionados. Teufels-Organist Cameron Carpenter improvisiert live zu Charlie Chaplins „The Kid“. Auf einer musikalischen Wanderung durch die steirische Landschaft spürt man hingegen dem steirischen Superhelden Arnold Schwarzenegger nach – auch mit Ausschnitten aus den Soundtracks zu „Conan, der Barbar“ und „Terminator“.
Beim Festival-Ausklang stellt schließlich Alte Musik-Dirigent Jordi Savall die Frauen der Schöpfung in den Mittelpunkt seiner zwei Projekte. Zum einem ehrt Savall die französische Nationalheilige Johanna von Orleans mit einem Klangporträt. Außerdem gibt es unter seiner Leitung Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ in einer ganz besonderen Besetzung. So ist Savalls Orchester Le Concert des Nations diesmal ausschließlich mit Musikerinnen besetzt. Immerhin hatte ja auch Vivaldi diese Concerti für sein Mädchen- und Frauenorchester des venezianischen Ospedale della Pietà geschrieben.

Styriarte

23. Juni - 23. Juli „Held:innen“
www.styriarte.com Tickets: +43 (3 16) 82 50 00

Guido Fischer, 24.06.2023, Online-Artikel



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