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N° 1355
27.04. - 07.05.2024

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am 04.05.2024



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Elisabeth Leonskaja (c) Marco Borggreve

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Neues von der Hinterbühne

Elisabeth Leonskaja, russische Pianistin mit Wohnsitz Wien, glaubt an das Geheimnis des Künstlers. „Wir Interpreten brauchen eines“, so Leonskaja. „Nur: Man kennt es ja selbst nicht.“ Das Geheimnis ziehe sich rasch wieder zurück, ähnlich wie die Musik selbst nur im Augenblick existiere. „Der Geiger Yehudi Menuhin hat mir einmal gesagt: ‚Mozart hatte den Himmel in der Tasche.‘“ Er habe recht gehabt. „Wir jagen Geheimnissen hinterher. Nur wenn wir selbst eins sind, werden wir was finden.“

Tenor Daniel Behle hat aufgrund seiner verwitweten Mutter, der Wagner-Sängerin Renate Behle, mit Gesang angefangen. „Ich habe tatsächlich, nach dem Tod meines Vaters, mit ihr sozusagen familientherapiemäßig das Singen begonnen“. So sagte es Behle im RONDO-Podcast „Notenköpfe“ (www.rondomagazin.de/podcasts.php). „Das war auch für mich schön, weil es uns beiden Halt gegeben hat.“ Sein Vater war 1996 an Krebs verstorben. „Meine Mutter fiel am Anfang in ein Riesenloch. Und ich stand mit meinem Posaunen- und Kompositionsstudium so ein bisschen vor der Frage, womit verdiene ich eigentlich Geld?“ Behle ist heute einer der erfolgreichsten Tenöre Deutschlands. Er hat nicht weniger als 19 Alben herausgebracht. „Ich war nicht einmal im Chor gewesen, und konnte am Anfang eigentlich gar nicht singen.“

In Lexington, Kentucky, starb die Sopranistin Wilhelmenia Fernandez. 1981 wurde sie durch den Film „Diva“ von Jean-Jacques Beineix so bekannt, dass sie als die vielleicht bekannteste Opernsängerin jener Jahre gelten konnte. Die Arie „Ebben? Ne andrò lontana …“ aus Catalanis Oper „La Wally“ wurde durch sie berühmt. Derweil blieb ihr eine große Bühnenkarriere eigentlich versagt. Auf Schallplatten ist sie fast nur in dem Bizet-Musical „Carmen Jones“ dokumentiert. Sie wurde 75 Jahre alt.

Der israelische Pianist Yoav Levanon ist einer der wenigen Männer des Gewerbes, der lange Haare hat. „Es bedeutet, dass ich mir die Haare nicht abzuschneiden getraue“, so Levanon in einem Interview in der Schweiz. „Ich weigere mich wohl, erwachsen zu werden.“ Er habe 17 Jahre lag denselben Friseur gehabt. Auf die Frage, ob er sich – ähnlich wie Martha Argerich – bei Auftritten hinter seinen Haaren verstecke, antwortete er: „Das Gegenteil ist der Fall. Ich hasse es, wenn die Haare ins Gesicht fallen.“ Das sei sogar gefährlich, weil man die Tasten nicht mehr sieht. „Ich habe eine Lösung dafür gefunden: Haarspray! Meine Haare, sie sind mein größter Freund und mein schlimmster Feind.“

Der amerikanische Tenor Michael Spyres, gefeiert vor allem in Opern von Hector Berlioz („Les Troyens“, „Benvenuto Cellini“), sieht seine Zukunft im Zeichentrick. „Meine Vorbilder waren hoch sprechende Radio- und Synchronstimmen. Vor allem Mel Blanc, die Stimme von Bugs Bunny“, so Spyres in Straßburg, wo er an der Rolle des Lohengrin arbeitete. „Und heute: Billy West in ‚Futurama‘. Ich träume von einer Karriere im Cartoon.“ Wohnhaft in Missouri, leitet er dort eine Opern-Truppe in Springfield – einem der Namensgeber des fiktiven Ortes der „Simpsons“. Befragt, ob er mal eine „Simpsons“-Oper in Auftrag geben wolle, sagte er: „Es ist noch viel schlimmer! Ich komme ursprünglich aus Mansfield, bekannt aus der Sitcom ‚Unsere kleine Farm‘. Und Ozarks“, wonach die von ihm geleitete Ozarks Lyric Opera heißt, „ist der Ort aus ‚Ozark‘, einer Netflix-Serie.“ Macht drei Opern.

Sopranistin Anna Prohaska kauft ihre Auftrittsgarderobe oftmals in Geschäften für Brautmoden. „Da ist erstaunlich viel zu finden“, so Prohaska bei einem Gespräch in Potsdam. Sie sei sich bewusst, dass sie damit häufiger dergleichen Läden betrete als jede andere. Die Frage, ob sie sich vorstellen könne, mit welchem Anfangsverdacht die Verkäuferinnen und Verkäufer ihr Auftauchen bedenken („Schau dir das an! Die schon wieder …“), wurde ihr nicht gestellt.

Kai Luehrs-Kaiser, 13.04.2024, RONDO Ausgabe 2 / 2024



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