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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Alessandro Scarlatti, Wolfgang Amadeus Mozart, Robert Schumann, Franz Liszt

Yundi Li - Vienna Recital

Yundi Li

DG/Universal 477 5571
(71 Min.) 1 CD

"Yundi Li - Vienna Recital" lautet der Titel der vierten CD des jungen chinesischen Pianisten. Da erwartet wohl jeder einen Konzertmitschnitt aus dem Wiener Musikvereinssaal und somit des Chinesen seriöse Antwort auf das spektakuläre Carnegie Hall Debüt seines Kollegen Lang Lang. Aber weit gefehlt: Yundi Li spielt im leeren Saal, kein Huster, kein Beifall, also praktisch eine Studioproduktion und ein kecker Werbegag der DG, der wohl auch das kunterbunte Programm rechtfertigen soll: etwas Scarlatti, eine Mozart-Sonate, Schumanns Carnaval und Liszt als Zugabe. Das mag im Konzert ja angehen, auf einer CD hat das kaum Repertoirewert.
Was Yundi Li zu Gebote steht und worüber man bei jeder neuen CD wieder staunt, ist sein fabelhafter Klangsinn, seine Fähigkeit, mehrere klanglich selbständige Ebenen übereinander zu schichten, und sein untrügliches Gespür für ein natürliches Rubato. Dazu eine blendende Technik und jede Menge Charme. Diese Eigenschaften lassen sich auch auf der neuen CD wieder bewundern, wobei die Erwartungen, die durch die vorgehenden Aufnahmen hochgesteckt waren, nicht ganz erfüllt werden. Dies liegt vor allem wohl am Programm.
Mozart - seine Sonate C-Dur KV 330 - spielt Yundi Li einfach schön, sehr behutsam und charmant. Die musikalischen Linien klingen wie mit dem Silberstift gezogen. Was man allerdings vermisst, ist Lebendigkeit und sprechender Ausdruck. Glänzend auch Schumanns "Carneval". Er hat beides: die Anmut für Eusebius’ Versonnenheiten und Schwärmereien ebenso wie die Attacke für Florestans Aufschwünge und Leidenschaften. Dazu eine Technik, die Schumanns Presti und Prestissimi, in denen die geisterhaften Gestalten des Karnevals an uns vorbeihuschen, fast zu mühelos - und deshalb auch etwas belanglos - bewältigt. Insgesamt kommt dieser Carnaval dann doch etwas zu glatt, zu flott daher, es fehlen Ecken und Kanten, es fehlt die Tiefendimension der deutschen Romantik.
Liszt - seine Rhapsodie Espagnole - spielt Yundi Li tatsächlich umwerfend. Hier fühlt er sich vollkommen zu Hause. Seine Farbpalette ist fast unerschöpflich. Das glitzert und funkelt in jedem Takt und, vom Schluss einmal abgesehen, der etwas nüchtern und kühl ausfällt (eindeutig Studio!), ist sein Umgang mit dem Tempo, sein Timing meisterlich.

Martin Neumann, 01.09.2007


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