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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Als sei es gar nicht von dieser Welt – eben wie „Himmelsmusik“ –, entfließt das erste Stück dieses reizvollen Barockprogramms den Lautsprecherboxen: Johann Theiles Wiegenlied-haftes „Nun, ich singe, Gott, ich knie“ ist in der Tat ein wundervolles Stück Musik, zudem bisher nur selten auf CD zu hören. Zum Zauber trägt auch stark die planvolle Klangregie bei, die Christina Pluhar für das Stück entwirft: Vom Continuo her plätschern permanent gebrochene Lautenakkorde, die Gesangsstimmen werden eigehüllt von schmelzend zarten, weichen Streicher- und Bläserklängen. Auf vokaler Ebene scheint ebenfalls geschmeidiger Klang über Textverständlichkeit zu rangieren. Kurzum: Wir erleben ein modernes Barocksound-Design, das sich zumindest im Graubereich zwischen historisch informierter Aufführungspraxis und interpretatorischer „Masche“ bewegt – ein Grenzgang, den nicht nur „L’Arpeggiata“, sondern auch andere Ensembles der historisierenden Szene wagen.
Nicht alle Stücke auf dieser CD umarmen den Hörer so vehement mit ihrer üppigen Klanglichkeit wie die erste Nummer. Aber dort, wo die Musik als solche weniger schmeichelt, werden auch Unterschiede der interpretatorischen Qualität deutlich: Johann Theiles „Gott, hilf mir“ offenbart leichte Schärfen, Intonationsunreinheiten und Unausgewogenheiten des Timbres in Philippe Jarrouskys Gesang – eine betrübliche Überraschung. Dass ihm zudem die deutsche Sprache nicht bis in die letzten Feinheiten der unterschiedlichen Silbenlängen und der stimmlosen oder stimmhaften Konsonanten vertraut ist, wurde schon weiter vorn im Programm hörbar. Die belgische Sopranistin Céline Scheen hingegen gewinnt in ihren Solostücken: Je bewegter die Kantilenen, desto mehr scheint sie in ihrem Element. Ihr leichtes Vibrato ist mehr ein inneres Beben und als solches nicht störend. In der mehrteiligen Solo-Kantate „O amantissime sponse“ von Christina Ritter enthüllt sich Céline Scheens sängerisches Können von Abschnitt zu Abschnitt immer nachhaltiger. Dieses Stück gehört zu den wirklich gelungenen Darbietungen dieser ansonsten leider ein wenig durchwachsenen, Wünsche offen lassenden Produktion.

Michael Wersin, 13.10.2018


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