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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Danzón Cubano

Marialy Pacheco Trio, WDR Funkhausorchester

Neuklang/in-akustik 0584213
(64 Min., 9/2017)

Eröffnet das WDR Funkhausorchester die Disc mit John Coltranes „Giant Steps“? Nein, auch wenn das Thema von „Baby Steps First“ stark an diesen Meilenstein der Jazzgeschichte erinnert. Ein klein wenig hat Marialy Pacheco das Thema des Klassikers verändert und daraus – mit Anklängen an George Gershwins Klangwelt – ihr eigenes Stück gemacht. Ihr Klang-Baby geht weiter, passiert verfremdete Musicalthemen, kehrt wieder zum „Steps“-Motiv zurück, wird wolkig, gewinnt Tempo.
Erst nach dieser reinen Orchestereinleitung gesellt sich Marialy Pacheco mit „Ay! Mamá Inés“ zu dem rund fünfzigköpfigen Klangkörper und nimmt mit scharf akzentuiertem Klavierspiel die Führungsrolle ein. Nun folgt eine Stunde voll packender Klavier- und Orchesterpassagen und ständig wechselnden Klangfarben, wobei die Streicher stärker als die Holz- und Blechbläser im Fokus stehen.
Nur selten bietet sich Jazzmusikern die Gelegenheit, mit einem solchen auf Popularmusik spezialisierten Ensemble zusammenzuarbeiten. Marialy Pacheco zählt zu den glücklichen, die eine solche Chance erhielten, und sie hat sie im September 2017 beim Auftritt auf dem Jazzfestival Viersen genutzt. Vier eigene Stücke und fünf Coverversionen enthält der Live-Mitschnitt – etwas weniger, als die kubanische Pianistin zusammen mit dem Bassisten Juan Camilo Villa und dem Schlagzeuger Rodrigo Villalón sowie dem Trompeter Joo Kraus und dem rund 50-köpfigen Orchester tatsächlich in Viersen aufführte.
Der Konzertmitschnitt bietet mehr als eine Begegnung. Stellenweise setzen die Arrangements von Marialy Pacheco und dem Dirigenten Gordon Hamilton das Orchester als Grundierung ein, andernorts billigen sie ihm eine eigenständige Rolle zu. Die Disc spiegelt einen Abend voll von afrokubanischen Rhythmen, mal leise und verträumt, meist aber kraftvoll zupackend. Dabei nähern sich die Arrangements gelegentlich der Filmmusik und den Tanzorchestern. Aber sogar in jenen Momenten, in denen die Streicher etwas süßlich wirken, liegen gigantische Schritte zwischen dieser Gute-Laune-Musik und Kitsch.

Werner Stiefele, 25.05.2019


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