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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Halleʼs Planet

Gunnar Halle

Ozella/Galileo Music Communication OZ094CD
(37 Min., 12/2017)

Er spielte und spielt mit den Sängerinnen Mari Boine, Josefine Cronholm und Susi Hyldgaard, dem Gitarristen Eivind Aarset oder dem Pianisten Espen Eriksen. Woran sich ablesen lässt: Der norwegische Trompeter Gunnar Halle ist fest in der skandinavischen Jazzszene verankert.
Doch für seine zweite CD unter eigenem Namen kehrt der Bläser nicht nur dem hohen Norden, sondern gleich der ganzen Erde den Rücken. Auf „Halleʼs Planet“ gelten etwas andere Naturgesetze: Statt einem Schlagzeuger sorgen hier gleich zwei (Knut Finsrud und Wetle Holte) für eine rhythmisch abwechslungsreiche exoplanetarische Flora, in die der Bassist Putte Johander unbeirrt seine Fußstapfen setzt. Und aufgrund der leicht andersartigen atmosphärischen Verhältnisse klingen die übrigen Instrumente nicht ganz so wie gewohnt.
Stephan Siebens Gitarre beispielsweise mag sich zwar mit ihrem Rock-Twang anhören wie ein Relikt aus den 1960ern. Doch sie kann auch klingen wie eine Sitar oder wie ein extrem sparsam gespieltes Keyboard. Ohnehin teilt sich Sieben die Noten so ökonomisch ein, als wären sie ein zur Neige gehender Sauerstoffvorrat.
An Luft mangelt es dem Expeditionsleiter Halle hingegen nicht. Ganz im Gegenteil: Er lässt die Trompete auf seinem Atem dahingleiten wie einen Raumsegler, manchmal spricht er auch in sie hinein. In das Funksignal mischen sich fremde Frequenzen, die von einem Arsenal verschiedener Effektgeräte stammen. Zusätzlich drückt der Commander die Tasten eines Synthesizers, was die Musik adäquat spacig erscheinen lässt.
Stilistisch hat Halleʼs Planet zwei Erlebnisräume. Der eine erinnert an eine der ranzigen Weltraum-Bars, in der man Han Solo bedächtig seinen Kopf zu schleichendem Jazzrock wiegen zu sehen meint, der andere kündet schroff balladesk von der Einsamkeit im All. Beide Welten füllt Gunnar Halle mit narrativem Leben, mal spitz aufheulend wie der späte Miles Davis, mal wie ein Kind allein im Wald jenseits des Van-Allen-Gürtels. Ein cool beängstigender Trip.

Josef Engels, 11.01.2020


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