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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Live

Reiner Witzel, Richie Beirach, Christian Scheuber, Joscha Oetz

JazzSick/Membran JS5123
(88 Min., 3/2019) 2 CDs

Live-Aufnahmen sind ein wenig aus der Mode gekommen, denn hier gelten andere Gesetze als im Studio. Live hört und sieht das Publikum die Interaktion. Beim Anhören einer Disc hingegen fehlt der optische Eindruck. Folglich muss die Musik in jedem Moment konzentrierter und aussagekräftiger sein, um die Aufmerksamkeit der Zuhörenden zu fesseln. Das schaffen der Pianist Richie Beirach, der Alt- und Sopransaxofonist Reiner Witzel, der Schlagzeuger Christian Scheuber und Kontrabassist Joscha Oetz, wie die Doppel-CD mit Aufnahmen vom 22. März 2019 in der Jazzschmiede Düsseldorf verrät.
Dies liegt zum einen an den Saxofonkünsten von Reiner Witzel, der die fortwährend durchschimmernden Coltrane-Einflüsse mit lockeren, Tupfer setzenden Momenten paart. Seien es lang fließende Melodien oder druckvolle Tonstöße und Klangkaskaden: Stets kommuniziert er intensiv mit Beirach. Dieser wiederum, ein mit allen Wassern von Free Jazz über Crossover bis zum Bebop gewaschener Pianist, scheint jede Wendung zu ahnen, ballt sein Spiel, löst es auf, steuert und reagiert. Oetz und Scheuber wiederum sind weitaus mehr als Begleiter. Sie kommentieren, sie treiben voran, sie unterstreichen, setzen Akzente – Beirach lobt im Covertext völlig zu Recht das „gemeinsame Energiegefühl und die freudige Kreativität“ des Quartetts, insbesondere die telepathischen Qualitäten des Bassisten, die Farbenpracht des Schlagzeugers und die Kommunikationsfähigkeit Witzels.
Die Klassiker „Softly As In A Morning Sunrise“ und „Peace Piece“ umrahmen ein Programm, das je eine Komposition Scheubers enthält, je zwei von Witzel und Beirach. Letzterer gestaltet die Einleitung zu „You Don’t Know What Love Is“ als Nummer zwischen Romantik, Drängen und Rückzug, bevor sich Witzel mit ähnlich intensivem Spiel zu ihm gesellt und den Klassiker in einem ähnlich vielschichtigen Solo zu Ende führt. Vielleicht ist dies das Geheimnis der gesamten Aufnahmen: Keiner der acht Titel ist eindimensional angelegt. So erzählt jeder durch Stimmungswechsel, Brüche und Begegnungen eine eigene, die Aufmerksamkeit bindende Geschichte.

Werner Stiefele, 22.02.2020


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