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N° 1355
27.04. - 06.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Dream Circus

Misha Mullov-Abbado

Edition Records/Membran EDN1156
(65 Min., 9/2019)

Eine Zirkusband muss mit ihren Klängen das Geschehen in der Manege akustisch unterstützen: hier ein Break, wenn ein Trapezartist mit einem dreifachen Salto zum Fänger fliegt, und da eine traurige Melodie, wenn der Clown wieder einmal gescheitert ist. Ähnlich verhält es sich mit den Träumen: Wer sie in Töne fassen will, muss kleine Geschichten erzählen, in denen sich die Hörer wiederfinden, damit sie mit ihrer eigenen Fantasie ihren persönlichen „Dream Circus“ lebendig werden lassen.
Genau dies schafft das Sextett des englischen Kontrabassisten Misha Mullov-Abbado: Es erzählt von Anspannung und Traurigkeit, Zögern, Rückzug oder dem Glücksgefühl der Gemeinschaft. Es sind keine Alpträume, sondern heitere, vergnügte Episoden voll von Lebensfreude, Humor und manchmal auch introvertiertem Nachdenken. Sie klingen mal intensiv und drängend, mal sanft und zart, manchmal kontrastreich, meist jedoch eher im emotionalen Einklang der sechs Musiker.
Wer Fantasie hat, kann mit „The Bear“ durch den Wald tapsen, neugierig nach links und rechts schauen, Schatten und sonnige Flecken genießen, Wespen hören, zwischendurch trubelig umwirbelt werden und in eine beruhigte Atmosphäre zurückfinden. „The Vision“ hingegen wirkt wie ein unbefangenes Tänzchen im Sonnenschein, und „The Infamous Grouse“ stößt zunächst gackernde Schreie aus, bevor der Auerhahn stolz und selbstbewusst umherspaziert und am Ende – wurde er überfahren oder nähert sich ein Fuchs? – zunächst erneut gackert, dann chaotisch umherflattert und letztendlich zur einleitenden Souveränität zurückfindet.
Dies sind nur einige Geschichten, die einem zu der Musik des Sextetts einfallen können. Ähnliches ließe sich für jeden der neun Titel anstellen. Wer darauf verzichtet, kann sich im Wohlklang der Soli des Trompeters James Davison, des Altsaxofonisten Matthew Herd, des Tenorsaxofonisten Sam Rapley oder des Pianisten und Hammond-Organisten Liam Dunachie suhlen, das immens einfallsreiche Zusammenspiel der aus Misha Mullov-Abbado, Dunachie und dem Schlagzeuger Scott Chapman bestehenden Rhythmusgruppe mit den Bläsern genießen und den Dream Circus ein zweites, drittes, viertes oder fünftes Mal genießen.

Werner Stiefele, 04.07.2020


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