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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Francis Poulenc, Gabriel Fauré, Darius Milhaud, Lili Boulanger, Nadia Boulanger, Maurice Ravel, Claude Debussy

„MON AMI, mon amour“

Matt Haimovitz, Mari Kodama

Pentatone/Naxos PTC 5186 816
(62 Min., 6/2019)

Ich weiß nicht, wie es den geschätzten Leserinnen und Lesern geht – aber in mir wächst in Zeiten der Corona-bedingten Reisebeschränkungen die Sehnsucht nach einem Besuch in den großen europäischen Metropolen. Ganz oben auf der Liste steht Paris: Auch wenn diese Stadt nun schon seit vielen Jahrzehnten förmlich im Tourismus ertrinkt und ihre äußere Gestalt dementsprechend radikal verändert hat, seit die letzten der auf der vorliegenden CD vertretenen Komponistinnen und Komponisten durch ihre Straßen gewandelt sind (Nadia Boulanger verstarb 1979, Francis Poulenc 1963): Wenn man die richtigen Gassen und Plätze kennt und zudem über eine genügend kreative Fantasie verfügt, kann man sich in erfüllten Momenten durchaus noch in diejenige Atmosphäre hinein- bzw. zurückversetzen, die die Musik dieses Programms maßgeblich mitgeprägt hat. Da ist die einzigartig kapriziöse Idiomatik von Francis Poulenc, dem ewigen Bohémien mit ernsten, unergründlich dunklen Wesensanteilen. In seiner Kammermusik überwiegt die groteske, spielfreudige Seite, so auch in seiner Sonate für Cello und Klavier. Dann ist da Lili Boulanger, die geheimnisvolle, früh verstorbene kleine Schwester der größeren „Influencerin“ Nadia: Unter ihren wenigen überlieferten Werken hat ein jedes seinen eigenen Zauber, so auch die beiden hier präsentierten gegensätzlichen Charakterstücke, die Matt Haimovitz selbst von der Violine auf das Cello übertragen hat. Nicht minder faszinierend die „Trois pièces“ von Nadia Boulanger, verglichen mit Lilis Stücken wahrhaft „Schwesternwerke“, ähnlich im Charakter und doch ganz eigenständig im Detail. Claude Debussys Sonate für Cello und Klavier bildet im Programm-Aufbau ein gewichtiges und gleichzeitig kontrastierendes Gegenüber zu Poulencs Sonate. Einige kleinere Stücke, teilweise Lied-Adaptionen, ergänzen das überaus ansprechende Programm, das Haimovitz mit seiner japanischen Klavier-Partnerin Mari Kodama äußerst inspiriert, klangschön und unterhaltsam akustisch Wirklichkeit werden lässt. Auf nach Paris, sobald es wieder geht, und mit dieser CD im Reisegepäck.

Michael Wersin, 16.01.2021


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