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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Fritz Brun

Frühe Kammermusik

Manuel Quartett, Stefan Meier, Alexander Ruef

Prospero/Note 1 PROSP0026
(68 Min., 3/2021)

Eine editorische Meisterleistung: Musik eines unbekannten Komponisten, den es sich kennenzulernen lohnt, erstklassige Interpretationen, ein ausführlicher und informativer Beihefttext aus der Feder eines der Interpreten – alles, was Herz und Verstand begehren. Wir tauchen ein in die Wunderwelt des „Fin de siècle“. Brahms und Bruckner schon tot, Richard Strauss an der Schaffenswende von sinfonischer Dichtung zur Oper, damals im Herzen noch ein „junger Wilder“. Es gärte und brodelte im europäischen Kulturleben jener Zeit, die Kunst war vielleicht mehr als jemals zuvor ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen und Konflikte. In jenen Jahren gab es auch in der Schweiz eine interessante Musikszene, allzu wenig hat sich der rückschauende Blick bisher dorthin gerichtet. So kommt es, dass ein Komponist wie Fritz Brun, geboren 1878 in Luzern, gestorben erst 1959 im Kanton Bern, heute wohl kaum jemandem noch bekannt ist. Freilich, er gehörte im frühen 20. Jahrhundert nicht zu den Progressiven, die Überreifes zu Fall brachten und auf unterschiedlichste Weise mit Neuem experimentierten. Aber Fritz Brun ist im Blick auf seine künstlerische Herkunft sicher auch kein Epigone: Die drei eingangs genannten Großen lugen keineswegs aus jedem Takt, ja nicht einmal aus jedem Satz seiner Werke hinter den Kulissen hervor. Brun hat es – und wir sprechen mit dem Ohr an seiner ersten Violinsonate und seinem ersten Streichquartett von Werken aus den Jahren 1900 bis circa 1906! – vermocht, eine eigene Stilistik zu entwickeln, die auf Formen und Modellen des 19. Jahrhunderts basiert, das musikalische Material aber mit einer persönlichen Kreativität entwickelt, der man gern mit wachem Geist nachlauscht. Und so haben der Geiger Stefan Meier, das Manuel Quartett, dem er als Primarius vorsteht, und der Pianist Alexander Ruef eine Werkschau verwirklicht, die in ihrer Begrenzung auf zwei relativ frühe Stücke (das Streichquartett erstmals auf einem Tonträger) echtes Interesse weckt für die weitere Entwicklung dieses Komponisten.

Michael Wersin, 05.02.2022


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Kommentare

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Meiernberg
Schon in der Vorwoche konnte RONDO mit der Price-Rezension des Herrn Matthias Siehler wenn Punkte, dann allenfalls Minuspunkte sammeln. Mit dieser Brun-Rezension ist es wiederum ähnlich. Auch der Herr Michael Wersin zeichnet sich nicht gerade durch besondere Fachkenntnis aus. Brun - ein unbekannter Komponist? Nun, bekannt nicht gerade. Aber unbekannt? Schon seit Jahren gibt es von Brun Sinfonien auf CD und seit geraumer Zeit seine 10 Sinfonien, Konzerte und Orchesterwerke in einer komfortabelen 11-CD-Box. Wie kann man da von unbekannt reden? Ich rate RONDO, sich zukünftig an Rezensenten zu wenden, die kompetenter ans Werk gehen.

Advocatus
@Meiernberg: Ein höchst überflüssiger Kommentar, lieber Adriano. So lobenswert Deine Gesamteinspielung der Sinfonien und Orchesterwerke auch ist, so ändert dies nichts an der Tatsache, dass Fritz Brun für das Gros der Klassikfreunde immer noch „terra incognita“ ist. Michael Wersin ist ein profunder Klassikkenner und ein ganz hervorragender Rezensent. Ich lese seine Besprechung immer mit großem Interesse und ebensolchem Vergnügen.

Meiernberg
Advocatus: Dem stimme ich durchaus zu. Meine Anmerkung sollte bloß bewirken, dass etwas mehr differenziert wird. Das hätte auch der Herr Wersin gekonnt. Leider hat er mit seiner Formulierung den Eindruck erweckt, der Fritz Brun sei gänzlich unbekannt. Unter den Kennern sinfonischer Musik des 19./20.Jahrhunderts ist er das eben nicht.

Meiernberg
Advocatus: Ich darf in Richtung Advocatus wohl noch anmerken, dass ich (Meiernberg), der Schreiber des ersten Kommentars, nicht Adriano bin. Das wäre nun doch zuviel der Ehre...


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