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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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„Black Acid Soul“

Lady Blackbird

BMG/Warner 405053870940
(43 Min., k. A. )

Es ist schon lange her, dass ein Album im weiten Feld des Vocal-Jazz derart packend und eindringlich begonnen hat: Der Kontrabass marschiert murrend vor sich hin, das Klavier streut Noten wie Reißzwecken aus und eine Stimme, die so alt wirkt wie die Geschichte der Lieblosigkeit unter den Menschen, kündet in einer Mischung aus Grausamkeit und Erschöpfung von unendlicher Einsamkeit. „Blackbird“ heißt das Stück, es stammt von Nina Simone und klingt auch so – weil sich Marley Munroe, die sich nicht ohne Grund den Künstlerinnennamen Lady Blackbird zugelegt hat, so anhört, als habe Simone in einem gespenstischen Akt der Seelenwanderung Besitz von ihr ergriffen.
Dass Lady Blackbird im weiteren Verlauf der Aufnahme stimmlich auch noch ganz andere Wege zu gehen vermag, ohne die Haltung zu verlieren, ist einer der großen Pluspunkte von „Black Acid Soul“. Der andere ist die extrem sparsame Instrumentierung. Produzent Chris Seefried hat der Sängerin, die sich den im Netz kursierenden Fotos zufolge gerne als Sturm-und-Drag-Paradiesvogel präsentiert, bei den meisten Stücken bloß einen Pianisten (den von Miles Davis entdeckte Deron Johnson), einen Bassisten (Jonny Flaugher) und gelegentlich eine homöopathische Dosis Schlagzeug zur Seite gestellt.
Es ist die perfekte Umgebung, um die in den verschiedensten Farbnuancen der Nacht schillernden Stimme Lady Blackbirds voll zur Geltung zu bringen. Eine Palette, die von den tiefen Blautönen des Kammersoul in „Fix It“ (das auf Bill Evans’ „Peace Piece“ fußt) über das Seelen-Umbra der Jazzballade „Nobody’s Sweetheart“ (mit einem Trompetensolo von Trombone (sic!) Shorty) bis hin zu den tiefschwarzen Urgründen des Blues in „Lost and Looking“ reicht.
Das Ende der Aufnahme fordert dann wieder einen Vergleich heraus: Die Abschlussnummer „Black Acid Soul“ klingt so, als hätten Sun Ra, Isaac Hayes und Alice Coltrane gemeinsame Sache gemacht. Ein würdiger Abschluss für das enorm starke Debüt einer alten Stimme.

Josef Engels, 12.02.2022


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