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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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„72 Orchard Street“

Max Frankl

nWog Rec/Edel 1050715NWO
(46 Min., 3/2019)

„Avenues and Remembrances“ hieß das Album, das der aus Starnberg stammende Gitarrist Max Frankl 2018 mit dem Brooklyner Ambient-Produzenten Walrus Ghost veröffentlichte. Dieser Titel würde auch gut zu dem Nachfolger „72 Orchard Street“ passen, für den Frankl wieder in sein angestammtes Jazz-Habitat zurückgekehrt ist: Mehrere Stücke auf der Aufnahme sind New Yorker Straßenzügen gewidmet, mit denen der mittlerweile in Zürich lebende Gitarrist lebhafte Erinnerungen im Rahmen diverser Aufenthalte verbindet.
Entsprechend rau und vibrierend geht es im Opener und Titelstück „72 Orchard Street“ her: Auf der Grundlage eines rockigen Gitarrenriffs gestalten Posaunist Nils Wogram und Saxofonist Reto Suhner ein Thema, das so klingt wie ein eifrig schwadronierender New Yorker Taxifahrer. Nicht nur wegen der keifenden, growlenden und multiphonisch zeternden Posaune fühlt man sich da an den punkigen Jazz-Funk von Ray Andersons Slickaphonics erinnert. Ein Eindruck, der sich in dem von Wogram geschriebenen „Birds“ wiederholt, das von ruppiger Sprunghaftigkeit geprägt ist.
Bis auf den amüsanten countrybluesigen Abschluss „Adios Machos“ aus der Feder Suhners verzichtet Frankl ansonsten auf grellere Töne und zeigt sich stattdessen als sensibler Gestalter fließender Seelenlandschaften. Mit Wogram, Suhner, E-Bassist Patrick Sommer und Drummer Lionel Friedli hat er die sowohl in dynamischer wie klanglicher Hinsicht perfekten Partner an seiner Seite. Das Stück „Eiszeit“ illustriert das sehr gut – auf der Basis eines wie eingefrorene Schlittenschellen klingenden Schlagwerks taut Frankls Halbakustische im Solo ganz langsam auf, während Posaune und Bassklarinette als Expeditionsbegleiter wärmende Tierfelle auslegen.
Von einer ähnlich meditativen Charakteristik sind auch „Clinton Avenue“, „Myrtle Avenue“ und „Mr. Goodchord“, die sich langsam von flüssiger Free-Lava in eine feine feste Form verwandelnde Verbeugung vor dem Gitarristen Mick Goodrick, geprägt. Da wird deutlich: Auch in puncto Stimmungsgestaltung hat Frankls Exkurs ins Reich der düsteren elektronischen Musik auf „72 Orchard Street“ merkliche und reizvolle Spuren hinterlassen.

Josef Engels, 30.04.2022


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