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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Ludwig van Beethoven

Klavierkonzerte Nr. 0-7

Michael Korstick, ORF Radio-Symphonieorchester Wien, Constantin Trinks

Classic Production Osnabrück/cpo 5554472
(256 Min., 12/2020-3/2021) 4 CDs

Dass er zu den führenden Beethoven-Interpreten unserer Zeit zählt, das hat Michael Korstick schon in den Nuller-Jahren durch seine aufsehenerregende Einspielung aller 32 Sonaten, später dann auch durch die mit Thomas Albertus Irnberger produzierten „Sonaten für Klavier und Violine“ eindrucksvoll unterstrichen. Jetzt hat der in Linz lehrende deutsche Pianist erstmals das komplette konzertante Œuvre des Wiener Klassikers mit dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien aufgenommen, so neben den fünf „offiziellen“ Konzerten das sogenannte „Nullte“ des 13jährigen Wunderkindes, ein frühes Rondo in B-Dur (WoO 6), dann die 1807 von Beethoven selbst eingerichtete Klavierversion seines Violinkonzerts (op. 61a), sowie ein von fremder Hand vervollständigtes Fragment eines 1814 geplanten, dann wieder verworfenen 6. Klavierkonzerts. Auch wenn Korstick diese „wissenschaftlichen“ Ergänzungen mit spürbarer Emphase meistert, so zählt auch hier vor allem seine Deutung des bekannten Kanons. Und da überzeugt er wieder auf ganzer Linie, und setzt einen neuen Maßstab an rigoroser Detailgenauigkeit. Ich kenne keine Aufnahme aus den letzten Jahren, in denen der Solist so genau und so besessen den Notentext umgesetzt hätte. So hört man im überdrehten Rondo des c-Moll-Konzerts endlich einmal die korrekte „magyarische“ Artikulation der Achtelsynkopen im dritten Takt, die fast alle Pianisten versäumen, oder erlebt im berühmten „orpheischen“ Andante-Satz des vierten Konzerts einen echten Dialog zwischen zärtlichem Solisten und schroffem Orchester, der dann in eine wirklich ergreifende Schlusssequenz mündet. Das Wichtigste ist aber, dass sich Korstick in seiner stets energischen, unbestechlichen Klarheit mit den größten Referenzen wie Gould, Kapell oder Gilels messen kann, die ähnlich streng und entschieden Beethovens subversiven Geist beschworen. Die ORF Symphoniker unter Constantin Trinks bilden ein ungemein lebendiges, geradezu jugendlich-frisches Gegengewicht zu Korsticks rabiater Prägnanz, so dass uns hier über vier Stunden lang Beethovens unbeugsamer Geist entgegenschlägt.

Attila Csampai, 04.06.2022


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