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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Street Of Minarets

Dhafer Youssef

Back Beat Rec./Bertus BBECD1
(60 Min., k. A.)

Seit seinem Debüt „Malak“ aus dem Jahr 1999 kennt man den tunesischen Sänger und Oud-Spieler Dhafer Youssef als schillerndes Bindeglied zwischen der islamischen Sufi-Tradition, der europäischen Improvisationsmusik und der US-Szene. Mit seinem inzwischen neunten Album ist dem 1967 geborenen Weltmusik-Nomaden nun ein wahrhaft großer Wurf gelungen.
In Zeiten, in denen unter dem Stichwort der „kulturellen Aneignung“ heftig über die Grundlagen authentischen Musizierens gestritten wird, setzt der Tunesier, der schon als Kind den örtlichen Muezzin mit seinem herzergreifenden Gesang rührte, ganz auf die Werte und Vorgehensweisen der internationalen Jazzgemeinde, wo vorurteilsloses Zuhören und Dialogfähigkeit an oberster Stelle stehen.
Was die Offenheit für elektroakustische Musikfusionen, aber auch das gleichermaßen sparsame wie punktgenaue Ausstoßen von Tönen voller ergreifender Schwere angeht, ist Youssef einem seiner großen Vorbilder nicht ganz unähnlich – Miles Davis. Dass er ihm mit „Street Of Minarets“ so nahe kommt wie noch nie in seiner Karriere, verdankt sich auch der illustren Begleiterschar, die Youssef seit 2017 in verschiedenen Studios auf verschiedenen Kontinenten versammeln konnte.
Neben dem frankovietnamesischen Gitarristen Nguyên Lê, dem indischen Flötisten Rakesh Chaurasia sowie den US-Schwergewichten Vinnie Colaiuta (Drums) und Ambrose Akinmusire (Trompete) handelt es sich dabei nämlich um Musiker, die mit Miles zusammenarbeiteten. Und zwar um E-Bassist Marcus Miller, der mit seinen knackigen Slap-Grooves Nummern wie „Street Of Minarets“ oder „Sudra Funk“ einige „Tutu“-Reminiszenzen aufkommen lässt, um Kontrabassist Dave Holland – und um niemand Geringeres als Herbie Hancock.
Gemeinsam mit den geradezu außerweltlich wirkenden Falsett-Gebetsgesängen Youssefs sorgt der inzwischen 82-Jährige für die erhebendsten Momente auf der Einspielung – mal als Klavier-Magier, der jeden Akkord einzeln abschmeckt und zum samtenen Oszillieren bringt, mal als Funk-Derwisch mit umwerfenden Wah-Wah-Attacken auf dem Keyboard. Seine Mitarbeit an dem Album hatte die Legende an eine Bedingung geknüpft: Dass der Tunesier im Gegenzug auch auf seinem nächsten Album zu hören ist. Nichts könnte Youssefs Bedeutung als eine der wichtigsten Stimmen des Orients im Gegenwarts-Jazz schöner deutlich machen.

Josef Engels, 04.02.2023


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