Ob stürmische Liebesträume, ob das hellwache Lauschen der völligen Stille oder der Blick in den Himmel und darüber hinaus vielleicht sogar ins Universum – in der Nacht kann man einiges erleben. Und natürlich gibt es da ja noch die Seelenpein und Einsamkeit, die einen nicht ruhen und erst recht nicht schlafen lässt. Von all diesen Ausnahme- und Glückszuständen, die einen im Schwarzen der Nacht übermannen können, erzählt das Programm „Toutes les nuits“ des Duos Dulces Exuviae. Dahinter stecken der Bariton Romain Bockler sowie der Lautenist Bor Zuljan. Und weil beide vorrangig in der Renaissance- und Barockmusik verwurzelt sind, haben sie für ihre musikalische Reise durch die Nacht ein breitgefächertes Panorama aus Lauten- und Vokalstücken aus dem 16. Jahrhundert zusammengestellt. Von Spanien (u.a. Juan Vásquez) über die franko-flämische Connection um Philippe Verdelot und Orlando di Lasso bis nach Italien (u.a. Bartolomeo Tromboncino sowie Palestrina) reichen da die irdischen und himmlischen Geschichten, die einen zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang umtreiben können. Dazwischen streut Zuljan dann immer wieder auf seinen Renaissance-Lautenkopien so manche Fantaisie von Jean-Paul Paladin ein – während Romain Bockler mit seinem sonor-erdigen Organ schon fast die Verführungskraft eines Troubadours entwickelt. Ganz zum Schluss dann gibt es noch ein besonderes Bonbon – in Form der Ballade „Blackbird“ von den Beatles.

Guido Fischer, 18.02.2023

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