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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Prime

Christian McBride’s New Jawn

Mack Avenue/in-akustik 0324004
(55 Min., 12/2021)

Christian McBride stammt aus Philadelphia. Dort hat sich im Slang der Schwarzen ein neues Wort durchgesetzt: Jawn. Gemeint ist damit – so die Übersetzungsprogramme im Internet – irgendwelches Zeugs und – in der Kombination „New Jawn“ auch neue Kumpels. Das waren 2018 bei der Gründung der Band der Trompeter Josh Evans, der Saxofonist und Bassklarinettist Marcus Strickland und der Schlagzeuger Nasheet Waits, und was sie produzieren ist mehr oder weniger neu, wohl aber äußerst interessant und vielschichtig, da sich in den acht Titeln des Albums „Prime“ verschiedene Epochen der amerikanischen Jazzgeschichte spiegeln.
Los geht es mit der Fast-Free-Einleitung „Head Bedlam“, die sich vom Chaos zu einer Souljazznummer über einem kräftigen Marching Beat wandelt und wild endet. Im folgenden „Prime“ lebt eine freie, pulsierende Form des Hard Bop auf, in „Moonchild“ reibt sich der Puls des Basses an Balladenmelodien von Trompete und Bassklarinette. „Obsequious“, eine Komposition des in Vergessenheit geratenen Organisten Larry Young, erinnert an den musikalischen Freiheitsdrang der Post-Coltrane-Ära, während „Lurkers“ als Soundtrack zu einem Krimi durchgehen würde, bei dem hinter jeder Ecke ein Angreifer lauert. Richtig fröhlich wird es bei „The Good Life“, dessen Urfassung der fantastische Melodiker Ornette Coleman 1985 mit Pat Metheny bei den Sessions zum Album „Song X“ eingespielt hatte. In „Dolphy Dust“ greifen sie stilistische Elemente des Saxofonisten und Klarinettisten Eric Dolphy auf, und mit „East Broadway Rundown“ erinnern sie an den Saxofonisten Sonny Rollins.
Ist das nun „Neues Zeugs“? Die Antwort lautet eindeutig: Ja. Die historischen Bezugspunkte hindern die Vier nicht daran, aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz und ihrer eigenen Kreativität akustischen Jazz von heute zu spielen. Sie konservieren weder das Alte noch illustrieren sie ein Jazz-Museum. Ihr pianoloses Quartett nimmt sich unter anderem rhythmische Freiheiten, die erst in den letzten zwanzig Jahren üblich wurden und strotzt vor Spiellust und Ideenreichtum.

Werner Stiefele, 25.02.2023


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