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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Béla Bartók

„Der holzgeschnitzte Prinz“ op. 13, Tanzsuite

WDR Sinfonieorchester, Cristian Măcelaru

Linn/Note 1 CKD714
(74 Min., 6/2022, 11/2020)

Von den drei Bühnenwerken Béla Bartóks ist „Der holzgeschnitzte Prinz“ am wenigstens bekannt. Komponiert in den Kriegjahren 1914-17, ist es ein echtes „Tanzspiel“ nach einem Märchenstoff des Dichters Béla Balázs. Ein verliebter Prinz versucht, die von ihm angebetete Prinzessin durch eine ihm gleichende Holzpuppe zu gewinnen, worauf sich die Prinzessin in die Puppe verliebt. Nach einigen Prüfungen aber findet das Menschenpaar schließlich glücklich zueinander. Die symbolistische Fabel steht auch für das Schicksal des Künstlers, dessen Werk seine eigene Person überstrahlt. Bartók schrieb dazu eine mit starken folkloristischen Elementen angereicherte, sinfonisch ausgeformte, scharf rhythmisierte Partitur, die die sieben Abschnitte des Balletts in bogenförmiger Symmetrie anordnet. Die tanzende Holzpuppe wird dabei zu einem dämonischen Gegenspieler des Prinzen und lässt schon die bedrohliche Magie des „Wunderbaren Mandarin“, seines letzten Bühnenwerks, spüren.
Der rumänische Dirigent Cristian Măcelaru hat jetzt die komplette, knapp einstündige Ballettmusik mit dem von ihm seit 2019 betreuten WDR Sinfonieorchester in einer besonders klangschönen, geradezu schwelgerischen, zugleich rhythmisch prägnanten Interpretation vorgelegt, die dem tänzerischen Fluss und dem archaischen Märchenzauber eindeutig den Vorzug gibt gegenüber der sinfonischen Wucht und geballten Drastik der älteren Referenzen von Boulez und Doráti. Er hat ein instinktives Gespür für die folkloristischen Wurzeln und innere Vielfalt von Bartóks komplexer Musiksprache, also den ständigen Wechsel von Naturidylle, farbenreicher Fantastik, pointierter Groteske und aufbrausender Dämonie. Und doch scheut er jeden grellen Exhibitionismus, sondern wahrt den geheimnisvollen Zauber dieser Musik. Dies gilt auch für die beschwingte Zugabe, die 1923 für die Vereinigung von Buda und Pest komponierte Tanzsuite, die in subversiver Weise die grenzensprengende Vielfalt der osteuropäischen Tanztypen beschwört.

Attila Csampai, 25.03.2023


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