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N° 1355
27.04. - 05.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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I Watch You Sleep

Claire Martin, Royal Philharmonic Orchestra, Scott Dunn

Stunt Records/in-akustik 03723012
(71 Min., 8/2022)

„Why won’t you stay?“ singt Claire Martin, und vor der nächsten Zeile „I need to know your love“ setzen Geigen ein. Mit dem folgenden „Is there a way to make you show your love belongs to me?“ umreißt sie mit einem Hauch von Sehnsucht in der Stimme die Situation. Der geliebte Mann lächelt im Schlaf. Wegen ihr? Oder hat sie etwas falsch gemacht? Geigen mischen mit, ein Kontrabass setzt Akzente, und zwischendrin gibt es Luft und Pausen. Scott Dunn hat diesen Song „I Watch You Sleep“ von Richard Rodney Bennett so einfühlsam instrumentiert, dass die Musik den Text unterstützt, die Gefühlslage verstärkt und gleichzeitig die Stimme der 55-jährigen Engländerin ins Zentrum rückt.
Große Kunst ist nicht nur dieser Song, sondern das komplette Album, das, getragen von filmmusikalischen Zaubersounds, die von sich aus Geschichten erzählen, indem sie Klangklischees antippen, aber nie überreizen. Etwas Glockenspiel, Vibrafon, zartes Flirren, dunkles, untergründiges Grummeln, mehrstimmige Streicher, gelegentlich auch gedämpfte und offene Trompete, Piano, Kontrabass und Schlagzeug: Das von Scott Dunn dirigierte Royal Philharmonic Orchestra sowie seine vierköpfige Jazzcombo setzen all dies so feinfühlig in Szene, dass die Interpretationen von Songs wie „Autumn In New York“, „I Wonder What Became Of Me“, „It Was Written In The Stars“, My Ship“ oder ein Medley aus „For Ev’ry Man There’s A Woman“ und „It Was Written In The Stars“ wie intime Geständnisse wirken. Dabei passt Claire Martin die Originaltexte in Details an ihre Interpretation an oder verwendet – wie in Johnny Mandels Stücken „I’ll Always Leave The Door A Little Open“ und „I Whish I’d Met You“ – neue Textzeilen von Richard Rodney Bennett. Außerdem stammen von ihm sechs komplette Songs.
Kennern der Filmmusik ist dieser Richard Rodney Bennett als Komponist der Soundtracks für die Filme „Billion Dollar Brain“ (1967) und „Mord im Orient Express“ (1974) bekannt. In Jazzkreisen kennen den Briten nur ausgefuchste Freunde des Entertainments, denn er liebte es, als Pianist und Sänger mit einem Trio auf der Bühne zu stehen. Das ihm gewidmete Album knüpft – fernab plumper Nostalgie – an die besten Werke der großen Entertainer aus den 1950er Jahren an. Mit Dunns differenzierten Arrangements übertrifft es sogar manches an orchestralem Einfühlungsvermögen, was klassische Alben von Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan, Dinah Washington, Frank Sinatra, Tony Bennett vorgeben. Das Album hat das Zeug zu einem neuen Klassiker.

Werner Stiefele, 08.04.2023


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