Ein paar kompositorische Probeläufe brauchte auch der Wunderbub Mozart, bis etwas mehr als nur Ordentliches herauskommen sollte. So schrieb er nach ersten netten Klavierstücken und hübschen Violinsonaten im zarten Alter von acht Jahren eine Sinfonie, die in manchen Momenten und gar im kompletten Andante den frühreifen Meister zahlreicher Gattungen erahnen lässt. Vorausgesetzt, es widmen sich dieser Es-Dur-Sinfonie KV 16 Musiker vom Schlage Il Pomo d’Oros und seines Leiters Maxim Emelyanychev. Und so wird man Ohrenzeuge von wahren Zauberklängen, die mit ihren langsam schwebenden und sanft schimmernden Bläserstimmen diese Sinfonie zu einem Geniestreich machen. Und besagtes Andante kündigt von Ferne bereits den Musikdramatiker Mozart an.
Mit diesem selten zu hörenden Wurf läutet man aber nicht nur ein Mozart-Album ein, bei dem mit dem Klavierkonzert Nr. 23 KV 488 sowie der „Jupiter“-Sinfonie KV 551 zwei Dauerläufer des Konzertrepertoires zu hören sind. Mit Mozarts Erster Sinfonie startet man zugleich die Gesamteinspielung seiner Sinfonien. Und dass dieses Originalklang-Ensemble nicht auf effektvolle Konturen setzen muss, um sich gekonnt in die Vielzahl der Einspielungen einzureihen, spricht auch für Maxim Emelyanychevs umsichtige, bei aller Detailverliebtheit doch schwungvolle und pulsierende Gangart. Beim Klavierkonzert wechselt er dann an die Kopie eines Graf-Hammerklaviers von 1823 – und entlockt ihm luftige Brillanz, packendes Brio und im langsamen Satz eine Expressivität, die erst unter die Haut geht und dann in die Seele schießt.

Guido Fischer, 15.04.2023

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