Ein hübsches Divertissement, eine rundum erfreuliche Opernerfahrung. Als solche präsentiert sich die hundert Minuten lang liebenswürdig drauflosplappernde Spätbuffa „Il cappello di paglia di Firenze“, auf Deutsch: „Der Florentiner Hut“. In diesem „Idyll in einem Akt“, dem die berühmte Boulevard-Farce Eugène Labiches zu Grunde liegt, wird der Strohhut einer fremdgehenden Dame von Monsieur Fadinards Pferd gefressen. Der will eigentlich zu seiner Hochzeit, muss aber jetzt die Ehre der untreuen Lady retten. Während Fadinards Braut samt Anverwandten immer ungeduldiger wird, jagt der vergeblich einem neuen Hut hinterher.
1851 wurde das Stück uraufgeführt, 1945 komponierte kein geringer als Nino Rota, Musikpartner Fellinis, Zeffirellis und Coppolas, auch Lehrer Riccardo Mutis diese eigentlich aus der Zeit gefallene, erst zehn Jahre später in Palermo uraufgeführte Operette mit filmdramaturgisch schnittigem Anspruch. Die auch eine wunderfeine, neoklassisch tonale, mit vielen Anspielungen klanggewürzte Ensembleübung ist, wie etwa 2016 bei einer gelungenen Premiere in Gelsenkirchen zu bemerken. 2020 sollte „Der Florentiner Hut“ an der Oper Graz herauskommen, die Pandemie verhinderte das, aber man spielte stattdessen die Oper (zwei anderen Aufnahmen sind vergriffen) unter Studiobedingungen für Capriccio ein. Nun, zur wirklichen Premiere im Mai, liegt das Album auf zwei CDs vor, blitzsauber dirigiert von Daniele Squeo, der dankbar die Buffa-Tradition eines Paisiello oder Rossini und Wolf-Ferrari herausarbeitet, seinen Spaß hat an den Zitaten von Bizet, Verdi oder Puccini. Und an diesem Stücklein, das mit durchwegs animierenden Sängerleistungen in den 13 Solorollen aufwartet.

Manuel Brug, 06.05.2023

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