Die Delfine tummeln sich bei Arturo O’Farrill etwas wilder im Wasser als in Herbie Hancocks 1965 mit seinem Quintett aufgenommener Originalfassung des „Dolphin Dance“ und seiner Soloversion von 1974 auf „Dedication“. Beim Pianisten Arturo O’Farrill, dem Drummer Zack O’Farrill und dem Bassisten Liany Mateo spritzt die Gischt so vehement, dass das ursprüngliche Thema nur vage im Getümmel auftaucht.
Arturo O’Farrill bearbeitet mit seinem Trio nicht nur diesen Klassiker. Carla Bleys melancholisches „Utviklingssang“ wird zur von rhythmischen und motivischen Spannungen durchzogenen Nummer, und Bud Powells „Un poco loco“ erhält einen furiosen, weiträumigen, latinbetonten Mittelteil, den zwei nahe am Original angesiedelte Teile umrahmen. Arturo O’Farrills „Blue State Blues“ und die beschwingte Latinnummer „Obsession“ ergänzen das Trio-Angebot der Disc.
Zwischen diese fünf Stücke sind vier Soloeinspielungen geschaltet. Thelonious Monks „Well, You Needn’t“ wird bei O’Farrill zu einer Mixtur aus Zögern, Verdichten, Beschleunigen, Verzieren und dem sperrigen Gestus, mit dem Monk die Nummer spielte. Noch vielschichtiger wirkt seine Fassung einer Komposition seines Vaters Chico O’Farrill: In „Pure Emotion“ deutet er Stile an, verwirft das Begonnene, reißt neue Ideen an, als wolle er seinem Vater zeigen, was er alles kann. Recht vielschichtig geht er auch den Standard „Darn That Dream“ an, während er seine swingende, disziplinierte Version von Sonny Rollins’ „Doxy“ zwischendurch mit kraftvollen Walking Lines ausstattet.
Nach all den afro-kubanischen Platten, die Arturo O’Farrill produziert hat, wollte er mal ein Klavieralbum machen, zitiert ihn der Pressetext. Das hat sich gelohnt. Das Vergnügen steigt noch, wenn man seine virtuosen Fassungen mit den Originalaufnahmen vergleicht. Er sollte noch mehr Klavieralben herausbringen.

Werner Stiefele, 06.05.2023

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