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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Von jeher kann Musik in dunkelsten Zeiten nicht nur der schönste Stimmungsaufheller sein. Gerade an dieser himmlischen Kunst konnte sich der von Krieg und Pest gebeutelte Mensch aufrichten und sein Vertrauen in Gott kräftigen. Der große deutsche Frühbarockmeister Samuel Scheidt wusste das alles aus eigener, leidvoller Erfahrung. Immerhin hatte er den Dreißigjährigen Krieg miterlebt. Und die Pest dezimierte seine Familie gewaltig. Als Trostpflaster auch für sich schrieb Scheidt wohl daher seine 1635 in Halle veröffentlichte Sammlung „Liebliche Krafft-Blümlein“. Aus zwölf Duetten mit Continuo-Begleitung besteht dieses kirchen- wie kammermusikalische Konvolut, das anhand von Bibelzitaten den Menschen in seiner Gewissheit bestärkt, auch in der größten Not unter der Obhut des Herrn zu sein.
In der protestantischen Musik des 17. Jahrhunderts ist diese Gedanken- und Glaubensfigur natürlich unendlich oft vertont worden. Doch Scheidts zwölf Gesänge erweisen sich in der Weltersteinspielung der kompletten Sammlung als purer Nektar für Seele und Sinne. Zumal Scheidt, der im Gegensatz etwa zum Kollegen Schütz nie einen Millimeter italienischen Bodens betreten hat, mit einer Klangintensität diese recht schnörkellosen Gesänge auskleidete, die den Einfluss von Claudio Monteverdi deutlich macht. Als ein rundum beglückendes Klangereignis auch in Sachen Artikulation, Phrasierung und honigsüßer Gesangskultur erweist sich zudem das vom musikalischen Leiter (und RONDO-Autor) Michael Wersin zusammengestellte Musikerteam mit Marie Luise Werneburg (Sopran) und Daniel Johannsen (Tenor). Als stimmungsvolle Ergänzung erklingen zwischendurch eine Gambensonate von Dieterich Buxtehude sowie zwei Toccaten des deutsch-italienischen Chitarrone-Virtuosen Giovanni Girolamo Kapsberger.

Guido Fischer, 27.05.2023


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